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 Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Süchtig nach Geschichte

Arbeitskreis der Familienforscher beackert ein weites Feld. Von Engelhardt
Lippische Landeszeitung von Dienstag den 3. April 2007

Detmold (te). Montagnachmittag, Willi-Hofmann-Straße in Detmold. Im Lesesaal des Staats- und Personenstandsarchivs sind zwei Drittel der Tische besetzt. Laptops brummen leise, hin und wieder hört man das Umblättern einer Buchseite. Viele Forscher führt ein Interesse hier zusammen: die Geschichte der eigenen Familie. Ein Themenfeld, das süchtig machen kann.

Zwischen Karteikasten und Laptop: Wolfgang Bechtel, Sprecher des genealogischen Arbeitskreises (rechts), Professorin Dr. Jutta Prieur-Pohl als Vorsitzende des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe (Mitte) und Dr. Bettina Joergens schauen Herbert Penke über die Schultern, der mit zwei Hilfsmitteln der Genealogen hantiert. Bei aller Modernisierung, der Blick in die althergebrachten Kartei-Boxen ist für die Familienforscher nach wie vor wichtig.Foto: Engelhardt

Das sagt Wolfgang Bechtel. Er ist Sprecher des genealogischen Arbeitskreises, eines Zusammenschlusses von Familienforschern. "Wer einmal damit anfängt, kann nicht mehr aufhören, und die Aufgabe nimmt ungeahnte Umfänge an", schildert Bechtel. So stieß er selbst bei der Suche nach Vorfahren seiner Frau auf eine Akte aus dem Jahr 1740, in der es um einen Prozess gegen eine Diebesbande geht. Die hat zwar mit den eigenen Vorfahren nichts zu tun, öffnete für Bechtel aber einen unmittelbaren Einblick in die Vergangenheit, dem er jetzt nachgeht.
Früher oder später reicht den Familienforschern eben das Sammeln einzelner Daten nicht mehr. Um die Geschichte begreifen zu können, muss das Umfeld beleuchtet werden. Aus der Familiengeschichte wird Alltagshistorie.

Kollegiales Gespräch auf Augenhöhe

Der genealogische Arbeitskreis will dafür ein Forum bieten. Er wurde schon 1969 als lockere Zusammenkunft gegründet wurde. Vor zehn Jahren schloss er sich dem Naturwissenschaftlichen und Historischen Verein für das Land Lippe (NHV) an und ist seitdem eine wichtige Schnittstelle zwischen Forschern und Archiv geworden. Bechtel zählt insgesamt rund 70 Interessierte dazu. Sie kommen aus Lippe, aber auch aus anderen Teilen der Republik, aus Dänemark und Holland. Jeweils am ersten Mittwoch im Monat trifft sich der Arbeitskreis im Staatsarchiv, um Neues zu hören. So referiert morgen Abend ab 20 Uhr dort Dr. Nicolas Rügge (Staatsarchiv Osnabrück) über Eheprozessakten als Quellen. Rügge ist selbst aus dem Arbeitskreis hervorgegangener Profi-Historiker.
Daneben dienen die Treffen vor allem dem Austausch über wichtige Bestände, Methoden oder Fragen. "Gerade das kollegiale Gespräch auf Augenhöhe ist das Erfolgsmodell des Arbeitskreises", befindet Professorin Dr. Jutta Prieur-Pohl, Vorsitzende des NHV. Aber auch das Archiv selbst profitiere von dieser besonderen Liaison, fügt Dr. Bettina Joergens (Staatsarchiv) an. Denn der Arbeitskreis helfe nicht nur bei grundlegender Arbeit, zum Beispiel beim Abschreiben von Kirchenbuchduplikaten. Er fungiere auch als eine Art Schule für das historische Arbeiten - Aufgaben, die das Archiv nicht leisten könnte.
Bechtel schwebt eine noch engere Vernetzung unter den Forschern zum Nutzen aller vor. "Es gibt so vieles, was man anpacken könnte", sagt er. Deshalb sei der Arbeitskreis auch allen Neulingen gegenüber aufgeschlossen. Aber Vorsicht: Geschichte kann süchtig machen.

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