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 Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

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Lippische Landeszeitung vom 02.03.2011

Kurt Begemann
Kurt Begemann setzt sich dafür ein, dass alte Kirchenbücher selten zur Hand genommen werden.
Zur Schonung der Folianten macht er den Inhalt digital verfügbar. | Foto: LÜDEKING

Detmolder sorgt dafür, dass alte Kirchenbücher am Computer einsehbar sind

Begemann lichtet 60 000 Seiten ab

Lage-Heiden. Seit zehn Jahren digitalisiert Kurt Begemann alte lippische Kirchenbücher. Ziel ist es, die wertvollen Werke zu erhalten. Denn wenn jeder in ihnen blättert, hinterlässt das Spuren. Kurt Begemann drückt den Griff. Die feuerfeste Stahltür schwingt auf, gibt den Weg frei in einen gerade einmal zwei mal eineinhalb Meter großen Raum. Knapp 1,80 Meter ist er hoch - im Gemeindehaus der Kirche in Lage-Heiden.

25 Kirchenbücher liegen in den Regalen. Heute ist nicht nur ihr jahrhundertealter Inhalt jederzeit per Computer abrufbar, sondern auch die Eintragungen aus anderen Kirchenbüchern lippischer Gemeinden. Denn Kurt Begemann arbeitet seit etwa zehn Jahren an der Digitalisierung der jahrhundertealten Schriften.

"Angefangen hat alles in Heiden", erinnert sich der einstige Studiendirektor des Hanse-Kollegs. "Ich betreibe Familienforschung. Beim Studium der Bücher ist mir der Gedanke gekommen, dass sie im Laufe der Jahre zerstört werden, wenn jeder Interessierte in ihnen blättert. Ich wollte einfach die schönen wertvollen Bücher schonen und habe angefangen, sie zu scannen und später abzufotografieren." Statt der Bücher erhalten interessierte Familienforscher nun eine CD.

Das älteste der Bücher geht bis ins Jahr 1641 zurück - nach dem 30-jährigen Krieg - und endet 1682. "Es sind Kulturgüter ersten Ranges", erklärt der Experte. Zwei Jahre brauchte der Detmolder für die ersten Folianten mit ihren 9000 Seiten. Mittlerweile sind es mehr als 60 000. Wochentags steht der vierfache Großvater dafür häufig gegen sechs Uhr auf.

In St. Nicolai Lemgo, Heiligenkirchen, Lüdenhausen, Donop, Cappel, Reelkirchen, Blomberg, Silixen, Almena, Talle, Wöbbel Alverdissen, Bösingfeld, Horn, Bad Meinberg, Lage, Oerlinghausen, Hardissen und Lieme war er schon. "Hillentrup war ein ganz schweres Stück, weil sie dort aus Kostengründen auf Pappe statt auf Papier geschrieben haben. Die Pappe war blau und darauf war schwarz geschrieben worden."

Auch sonst erlebte Begemann Überraschungen. "Die Pastoren oder Küster haben geschrieben, wie sie gesprochen haben." So wurde aus Hardissen etwa Haarzen und oft wechselt auch die Schreibweise eines Familiennamens. Auch die Landeskirche nutzt seine CDs. Und in St. Nicolai wurden zwei Arbeitsplätze eingerichtet, an denen sich die Bücher digital einsehen lassen. Begemanns nächstes Projekt: die Kirchenbücher aus Schlangen. Das Votum der Gemeinde steht aber noch aus.

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