Der Genealogische AbendNaturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V. |
Nachlässe (Bestände N I bis N XIII) N I Dr. Martin Kuhlmann (1907-1995)
(Mitbegründer und langjähriger Leiter des „Museums des Bades und der Stadt“ Bad Salzuflen; Vorsitzender der NHV-Vereinsgruppe B.S.);
Unterlagen über die Aktivitäten der NHV-VG und zur Entwicklung des Museums.N II Wilhelm Frohne (1911-1993)
(Rechtsanwalt; Kommunalpolitiker der CDU in Bad Salzuflen-Schötmar);
Überlieferung der Ziegler-Kranken- und Unterstützungskasse Schötmar, 1885-1937; Geschäftsbücher betr. das Gasthaus „Tivoli“ in Schötmar; Ehrenurkunde für W. Frohne für 30-jährige Mitgliedschaft in der CDU; Urkunden und Protokollbücher des Turnvereins Schötmar von 1863; Fotos von Mitgliedern der Familie Frohne sowie Häusern und Plätzen in Schötmar; Orden und Ehrenzeichen.N III Käte Husemann, geb. Schmidt (1914-1994)
(Tochter des in Deutsch-Ostafrika eine Plantage leitenden Gottfried Schmidt, 1883-1920);
Schriftlicher und fotografischer Nachlass der am 25.12.1994 in Bad Salzuflen verstorbenen Käte (recte Kätchen Charlotte Alice) Husemann, geb. Schmidt (geb. 30.4.1914 in Tanga/Deutsch-Ostafrika). Den Schwerpunkt des insgesamt 53 Aktenbände und ca. 450 Glasplatten/Fotos umfassenden Bestandes, sowohl vom Umfang wie von der Bedeutung, bildet die Hinterlassenschaft der Eltern der Nachlassgeberin, der Eheleute Gottfried (1883-1920) und Frieda (1890-1986) Schmidt, geb. Kleböhmer, aus Schötmar.Zur Bedeutung des Bestandes
Gottfried Schmidt entstammte einer norddeutschen Kaufmannsfamilie und hielt sich nach einer kaufmännischen Lehre zumeist außerhalb Europas, vor allem in den Vereinigten Staaten von Amerika sowie in verschiedenen deutschen Kolonien in Afrika auf. 1912 wurde er von der DOA-Plantagen-Gesellschaft, Charlottenburg, zum Leiter der ihr gehörenden Kautschuk-Pflanzung Mwule im Bezirk Tanga/Deutsch-Ostafrika ernannt. Am 1.5.1913 heiratete er in Tanga die aus Schötmar gebürtige Frieda Kleböhmer. Ein Jahr später wurde die Tochter Käte geboren, für die die Eltern ein Tagebuch anlegten. Gottfried Schmidt bewirtschaftete die Pflanzung zunächst noch während des kurz darauf ausbrechenden Ersten Weltkrieges weiter, geriet aber nach der Besetzung der Kolonie durch die Engländer im Juli 1916 in Gefangenschaft und wurde wenig später in das Kriegsgefangenenlager Ahmednagar/Indien verschifft. Hier verbrachte er mehr als drei Jahre, aus denen auf Grund einer regen Schreibtätigkeit Briefe, Tagebücher und sonstige Aufzeichnungen überliefert sind. Auf der Rückreise nach Deutschland verstarb Gottfried Schmidt am 1.2.1920 an einer Lungenentzündung in Port Said (Ägypten). Ein halbes Jahr zuvor waren nach mehrjähriger Internierung in einem englischen Lager seine Frau und Tochter nach Deutschland zurückgekehrt, wo beide bis zu ihrem Tode mit kurzen Unterbrechungen in Schötmar ansässig waren. Die von Gottfried Schmidt, aber auch von seiner Frau während ihrer Internierung angelegten tagebuchartigen Aufzeichnungen sowie die empfangenen Briefe und Kopien der abgeschickten Briefe gelangten unversehrt nach Deutschland.
Die Aufzeichnungen und Briefe Gottfried und Frieda Schmidts geben einen eindrucksvollen Einblick in das Leben deutscher Siedler in Deutsch-Ostafrika in der Spätzeit dieser deutschen Kolonie bzw. während des Krieges. Sie beleuchten darüber hinaus das Lagerleben eines deutschen Kriegsgefangenen in Indien vom ersten bis zum letzten Tag seiner Gefangenschaft.
N IV Gustav Reitner (1898-1985)
(Holz- und Steinbildhauer in Bad Salzuflen);
Ausweise, Zeugnisse, Diplome; Werbeprospekte der Firma „Gebr. Reitner Kunstgewerbliche Werkstätten“; Unterlagen über Ausstellungen des Künstlers; Entwürfe; Fotos; Skulpturen des Künstlers (u.a. Entwurf eines Ziegler-Denkmals für Lage).N V Apotheker-Familie Brandes
(Naturforscher und Apotheker Rudolph Brandes aus Salzuflen, 1795-1842; Apotheker Robert Brandes, 1828-1907);
Unterlagen über den Betrieb der Brandes’schen Apotheke (u.a. Rezept von 1814); Ehevertrag zwischen Rudolph Brandes und Johanne Luise Weßel aus Talle, (1836); Briefe von Rudolph Brandes an seine zweite Ehefrau, 1836-1840; „Väterliche Worte“ von Rudolph B. an seinen Sohn Robert, 1842; wissenschaftliche Bibliothek des Rudolph Brandes (über 1000 Bände).
Präsentierte Beispiele im Vortrag: Briefe von Brandes an seine Ehefrau (Berlin und Arkona / Rügen, 1840); „Väterliche Worte“ (1842).N VI Familie Wilhelm Witte
(Bäcker- und Konditorfamilie in Schötmar);
Schriftlicher und fotografischer Nachlass der Familie Witte. Den Schwerpunkt des insgesamt 21 Aktenbände und ca. 200 Fotos umfassenden Bestandes bildet die Hinterlassenschaft der Eheleute Wilhelm (1874-1956) und Hermine (1879-1946) Witte, geb. Schröder.
Nachlass enthält: Urkunden, Aufzeichnungen und Korrespondenzen der Familie Witte, Archivalien zum Haus der Wittes (Lange bzw. Schloßstr. 13/15 in Schötmar) sowie Unterlagen zum Betrieb der Bäckerei, die 1991 im Detmolder Freilichtmuseum (Paderborner Dorf) eine neue Bleibe gefunden hat.N VII Familie Blome (Depositum)
(Bauernfamilie aus Pottenhausen bzw. Biemsen);
72 Archivalien des ausgehenden 18. bis frühen 20. Jahrhunderts, die den Höfen Blome (Pottenhausen Nr. 6), Ernsting / Blome (Hagen Nr. 4) und Niemann / Blome (Biemsen Nr. 7) zuzuordnen sind. Anschreibe- und Notizbücher, Pacht- und Kaufkontrakte, Schuldscheine und einige private Briefe vermitteln einen interessanten Einblick in die Wirtschaftweise der Höfe und informieren über einzelne Mitglieder der Familie Blome. Darüber hinaus finden sich einige Archivalien über das Gut Iggenhausen (u.a. ein Verzeichnis der Pächter des Gutes), die Bauerschaft Pottenhausen (u.a. eine Zehntrolle von 1799) und den Landwirtschaftlichen Verein in Ahmsen (Mitgliederverzeichnisse von 1897 und 1902).N VIII Heinrich Kesting
(Gemischtwaren- und Lebensmittelhändler aus Schötmar);
Schriftgut, Fotos und Sammlungsgut, u. a. Notgeldscheine aus der Zeit der Weimarer Republik und einige Münzen aus der Zeit des 2. Weltkrieges. Den Schwerpunkt des kleinen Nachlasses bilden Unterlagen zur Geschichte des von 1903 bis 1965 bestehenden Lebensmittelgeschäfts Kesting in Schötmar, Vehrlingstr.1, ehemals Gartenstraße 1. Hierzu zählen u.a. auch Dokumente und Fotos aus der Gründungszeit des Geschäftslokales.N IX Familie Upmeier (Depositum)
(Bauernfamilie aus Lockhausen);
Kalender, Dokumente und Fotos aus dem 19. und frühen 20. Jahrhundert (1825-1914) zur Geschichte des Hofes Koring in Bad Salzuflen, Ortsteil Lockhausen, Ahmser Str. 1 (ehem. Lockhausen Nr. 5).
Präsentiertes Beispiel im Vortrag: Reisetagebuch des Bauern Willibald Koring über einen Kuraufenthalt in Norderney(1840).N X Familie Peter
(Maler Julius Peter, 1880-1949, aus Bad Salzuflen; Buchhändlerin Bertha Peter, 1911-2000);
Nachlassgeberin: Bertha Peter. Neben einigen wenigen persönlichen Unterlagen, u.a. zu ihrem beruflichen Werdegang, beziehen sich die meisten auf ihre Eltern, den Malermeister Julius Peter und seine Ehefrau Minna, geb. Volkening (1885-1945), sowie auf ihren während des Zweiten Weltkrieges in Russland gefallenen Bruder Friedrich „Fritz“ (1915-1942).Von Fritz Peter, dem Bruder der Nachlassgeberin, sind die Mitgliedschaft und aktive Tätigkeit in mehreren NS-Organisationen durch Ausweise, Briefe und Fotos dokumentiert. Schließlich seien noch die zahlreichen Briefwechsel zwischen den einzelnen Familienmitgliedern, insbesondere während des Zweiten Weltkrieges, erwähnt, die die Zustände in Bad Salzuflen bzw. an der Front deutlich werden lassen.
Präsentierte Beispieleim Vortrag: Biografische Zeugnisse des Soldaten Fritz Peter: Ausweise, Zeugnisse, Soldatentod, Porträt.
„Gefallen für Führer und Reich“: der Malergeselle Friedrich Peter
Aus Bad Salzuflen und Schötmar mussten insgesamt 619 junge Männer, 297 aus der Kurstadt und 322 aus dem kleineren Nachbarort, Hitlers Weltmachtphantasien mit dem eigenen Leben bezahlen. Einer dieser Gefallenen war der am 5. Februar 1915 in Bad Salzuflen geborene Friedrich Peter, der am 5. September 1942, im Alter von 27 Jahren, „bei den schweren Abwehrkämpfen südlich des Ladoga-See’s“, nahe Leningrad, ums Leben kam.Friedrich Peter, einziger Sohn des Malermeisters Julius Peter, hatte nach dem Besuch der Städtischen Realschule im elterlichen Betrieb in Bad Salzuflen und in Detmold (bei Markmann) eine Lehre im Malerhandwerk absolviert. Er sollte später einmal in die Fußstapfen seines Vaters treten. An Hand der überlieferten Unterlagen wird ersichtlich, dass Friedrich Peter ein überzeugter Nationalsozialist gewesen sein muss. Bereits im August 1932, kurz nach Beginn seiner Malerlehre, wurde er Mitglied der Hitler-Jugend. Er war Teilnehmer des ersten Reichstreffens der HJ in Potsdam im Oktober 1932 und beteiligte sich wenige Monate später aktiv (als Helfer) am Landtagswahlkampf in Lippe. Hierfür wurde ihm kurz nach der „Machtergreifung“ das „Goldene HJ-Ehrenzeichen“ verliehen. Seine weitere „NS-Karriere“ in Stichworten: am 20. November 1936 „Übertritt“ von der HJ in die SA (Sturmbann II/55), am 1. Mai 1937 Eintritt in die NSDAP und am 9. November 1938, dem Tag des Pogroms, Beförderung zum Rottenführer der SA.
Am 14. Dezember 1939 wurde er zum Heeresdienst einberufen. Aus der von der Wehrmacht besetzten polnischen Stadt Thorn schrieb er Weihnachten 1939 seiner Verlobten in Salzuflen, sie möge sich um die gemeinsame Zukunft keine Sorgen machen, denn „der Glaube […] an den Führer“ gebe ihnen beiden ja die Kraft, alle Schwierigkeiten zu überwinden. Zwischen Frühjahr 1940 und seinem Tod im September 1942 nahm Friedrich Peter an vorderster Front an den Kriegen in Holland, Belgien, Frankreich und der Sowjetunion teil. Er war Träger des „Verwundetenabzeichens in schwarz“ und der „Ostmedaille“ und erhielt posthum, fünf Wochen nach seinem Tod, als äußeres Zeichen „für die Tapferkeit und soldatische Pflichterfüllung“, das „Infanterie-Sturmabzeichen“.
In der vom Zugführer seiner Kompanie abgefassten „Todesnachricht“ an die Eltern Julius und Wilhelmine Peter heißt es u. a.: „In seiner schlichten und einfachen Art erfüllte er vorbildlich seine Pflicht, keine Mühe und keine Gefahr scheuend. Friedrich war einer unserer Besten. In seinem Opfermut wird er uns immer ein Vorbild sein. […] Möge die Gewissheit, daß Ihr Sohn für die Größe und den Bestand von Volk und Reich gefallen ist, Ihnen ein Trost sein in dem großen Leid, das Sie betroffen hat.“ Ähnlich formulierte Bürgermeister Hans Breimann: „Sehr geehrte Familie Peter! […] Möge Ihnen in Ihrem Leide zum Trost gereichen, daß der Gefallene in treuer soldatischer Pflichterfüllung als Held sein Höchstes hingab für Führer und Vaterland.“ Nicht weniger heroisierend klingt das Kondolenzschreiben der NSDAP-Ortsgruppe Bad Salzuflen-Kurpark. Der kommissarische Ortsgruppenleiter Meyer schrieb der Familie Peter: „Ihr Sohn Friedrich war ein echter Nationalsozialist, der schon in seiner frühen Jugend als Führer der Hitler-Jugend seinen Kameraden ein Vorbild war. Nehmen Sie es als Trost hin, dass er als getreuer Gefolgsmann des Führers seine Pflicht bis zum äußersten erfüllt hat.“ – Ob der Hinweis auf Opfermut und soldatische Pflichterfüllung die Eltern tatsächlich über den Tod ihres einzigen Sohnes hinwegtrösten konnte, erscheint fraglich. In einem Brief an ihre Tochter Bertha bekennt die Mutter: „Es ist furchtbar hart, so einen lieben Jungen hergeben zu müssen, doch wir können machen was wir wollen, er kommt nicht wieder.“
N XI Familie Hoffmann-Meiners
(Unternehmerfamilie Hoffmann aus Bad Salzuflen);
Schriftlicher und fotographischer Nachlasses der 1996 in Bremen verstorbenen Ruth Meiners, geb. Hoffmann. Den Schwerpunkt des insgesamt 124 Verzeichnungseinheiten umfassenden Bestandes bilden Briefe, Urkunden und Drucksachen sowie Fotos aus der Hinterlassenschaft der Unternehmerfamilie Hoffmann, insbesondere der Eltern der eigentlichen Nachlassgeberin, des Bad Salzufler Fabrikdirektors Wilhelm Hoffmann und seiner Frau Louise, geb. Hoffmann.N XII Familien Krecke und Strunk
(Arzt Dr. Gustav Strunk I, 1871-1952, Bad Salzuflen, Arzt Dr. Gustav Strunk II,1900-1972, Bad Salzuflen, BEWAG-Direktor Carl Krecke,1885-1938, Berlin, Chemiker Dr. Robert Krecke,1897-1973, Bad Salzuflen);
Nachlass enthält u.a.: familiengeschichtliche Unterlagen aus verschiedenen Zweigen der Familie Krecke, die von der Hobby-Genealogin Gisela Huebert (1932-2000), Minden, zusammengetragen worden waren; von Edwin Fritzsche erstellte Porträts von Angehörigen der Familien Krecke und Strunk (jetzt im Stadt- und Bädermuseum Bad Salzuflen); genealogische Unterlagen (Zeugnisse, Urkunden) und Fotos zu den oben genannten Personen. Von größter Bedeutung ist die Hinterlassenschaft von Carl Krecke, der während der NS-Zeit als „Leiter der Reichsgruppe Energiewirtschaft“ zu den führenden Persönlichkeiten der deutschen Industrie zählte.N XIII Werner Droßel (1910-1981)
(Journalist, Verlagskaufmann und Verleger aus Schötmar; Mitglied des Rates der Stadt Schötmar und des Kreistages Lemgo);
Kleiner Nachlass, bestehend aus 13 Verzeichnungseinheiten, dazu 30 Jahrgänge der „Lipppischen Neuesten Nachrichten“, die von W. Droßel 1947 gegründet wurden; Urkunde über die Verleihung des Bundesverdienstkreuzes; Unterlagen über den Eldro-Verlag in Schötmar.