Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.


Einige lippische Hausinschriften

Von Amtsgerichtsrat M. Weber

Die auch heute noch zahlreich vorhandenen Inschriften über der Deele der alten lippischen Bauernhäuser sind durchweg religiösen Inhaltes. Sie geben vielfach in rührender Weise dem kindlichen Vertrauen auf Gottes mächtigen Schutz Ausdruck. Häufig findet sich der nämliche Bibelspruch oder Gesangbuchvers an mehreren Häusern des Dorfes vor. In vielen Dörfern haben die Inschriften ganz besondere Merkmale, die von denen der Nachbarorte abweichen.

Bisweilen knüpfen die Inschriften an Ereignisse an, die dem Erbauer des Hauses ganz besonders wichtig dünkten. Sie bekommen dann leicht einen etwas komischen Beigeschmack, auch ganz abgesehen von der uns befremdlich anmutenden Schreibweise.

So z. B. wenn Johan Hendrich Christoph Jürgens der Nachwelt kund tut:
auf Gottes hulfe ich lase bauen ein haus hir hin zn lemio (Lemgo) aus der lotterrei ist der gewin
(1779, Kohlstädt Nr.17)

Oder wenn Johan Christoffel Brügman sich und seine Ehefrau als Erbauer des Hauses nennt, dann aber seufzend hinzufügt:
ach gott und herr
behute mich vor bauen mehr
(1738, Horn Pfuhl Str. 253)

Oder wenn Simon Henrich Otte erklärt:
in meinen schwaghen stand baue ich dis wagenhaus
mit gottes gnad und hulfe lache ich die feinde aus
(1787, Meinberg Nr.161)

Welches besondere Maß von Achtung man dem Pastor entgegenbrachte, ergibt sich aus 2 Inschriften an ehemaligen Pfarrhäusern in denen er „herr pastor“ genannt wird, während Küster und Kirchendechen auf das „herr“ verzichten müssen:
joh. e. c. wessel zeit herr pastor  s. a. mercker kuster
a. c. totemeyer  i. h. kollermeyer  kirchen  dechen
(1771, Heiligenkirchen)

und:
f. a. w. vineator herr pastor  simon henrich flamenkamp
johann simon laman
(1739, Meinberg Nr.97)

Es scheint also dem vorgenannten, von 1721 bis 1751 in Meinberg amtierenden Pastor Vineator, eigentlich Friedrich Adolf Weingärtner, an seinem Ansehen keinen Abbruch getan zu haben, dass der gewissenhafte Chronist von ihm melden muß: „Er liebte den Branntwein unmäßig“. (Dreves, Geschichte der Kirchen ect. des Lippischen Landes)

Ein ganz besonders schöner und sinniger Gedanke ist, in eine ansprechende Form gekleidet, in einer Inschrift zum Ausdruck gekommen, die die Leibzucht auf Lohmanns Hof in Hiddesen Nr. 2 ziert: Sie lautet:
Nach des Lebens schönem Morgen, nach des reifern Alters Sorgen wird uns noch der Freude Loos einst in dieses Hauses Schoss.
Glück zum Eingang, Glück zum Ausgang!
Keine Trauer für des Hierseins ganze Dauer!
(1839)

Ein Schalk war offenbar der Wirt Wilhelm Büngener, der an seinem noch heute die Fremden gastlich aufnehmenden Hause die Inschrift anbringen ließ:
liebe gaste kommt herein und trinkt ein glaschen brantewein, ein glaschen bier und auch wohl wein mocht ebenfalls nicht schadlich sein, auch gibt es hier ein gut quatier und nebenbei auch schon plassier.
(1829, Heiden Nr. 18)

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