Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

Torbogeninschriften als genealogische Quellen?

Herbert Penke, Horn-Bad Meinberg

Torbogeninschriften können als wertvolle Ergänzung zur Familienforschung dienen.
Auf Grund des Lippischen Namensrechtes bei bäuerlichen Familien können aber dabei erhebliche Probleme für Anfänger auftreten.
Beim alten Lippischen Namensrecht, wurde als Familienname der Name des Hofes geführt.
Ein Beispiel von meinen Vorfahren: Ein Richtermeier aus Schlangen heiratete eine Schlömer aus Veldrom, da die beiden nun die Stätte Penke in Kohlstädt übernahmen, wurden sie Penke genannt.
Diese Praxis war jedoch nicht immer einheitlich, auf den Hof Heidenreich in Oberschönhagen heiratete ein Benkelberg. Hier wechselte im Laufe der Jahre der Name zu Benkelberg.

Torbogen Brune Wehren; Foto Herbert Penke
Foto: © Herbert Penke

Auf dem alten Hof Wehren Nr.10 steht in der obigen Inschrift:
Bartholdt Brune Ilsabein Brune Haben dieses Lassen Bauen
Es stellt sich die Frage: heißen beide Personen von Geburt an Brune?
Laut GoGericht Amt Horn 1638/39 Wehren: Barthold Vogeler hat sich ahn Gotschalks Bruns Wittiby Ilsche befreiet.
Der Bartholdt Brune ist also ein geborener Vogeler.
Die Stättenverschreibung Dienstag den 26. Mai 1635; Hans Brun Wehren drispenner übergibt seiner Dochter Els sein Gutt, behält zur Leibzucht.... Goßlach Meyer zu Hundorf oo obige Dochter, gibt Auskunft, dass sie die Anerbin war.
Eine Begebenheit am Rande: 1948 heiratet Fritz Oberkönig aus Wehren auf diesen Hof. Er ist in gerader mänlicher Linie ein Nachfahre der beiden Erbauer. Also nach 281 Jahren schließt sich der Kreis.

Torbogen Habermeyer; Foto Herbert Penke
Foto: © Herbert Penke

In einer Hausinschrift in Schmedissen werden folgende Erbauer genannt:
Hans Henrich Flammenkamp von Fahlhausen und Anna Elisabeth Kuhleman auß dem Spork.
Hier heiratete diese Witwe Habermeyer geb. Kuhlemann aus Spork den Hans Henrich Flammenkamp aus Wehren.
Der Stättenname Habermeyer wurde nicht genannt.

Torbogen Brand Wehren; Foto Herbert Penke
Foto: © Herbert Penke

Zu diesem Torbogen schreibt Grete Vogt 1948 in Ihrer Examensarbeit über Hausinschriften im Amt Horn
Wehren Nr.4 Keiser
hinten an einem Haus, Leibzucht

WER GOTT VERTRAUT HAT WOHL GEBAUWET IM HIMMEL UND AUF ERDEN
WER SICH VERLAST AUF JESVM KHRIST DEM SOL DER HIMMEL WERDEN DARVM
BAVMEISTER BERSBRICK
HERMANN BRAND VND MARSRIA BRVENS
DAN MISN 1717
Nach meinen Forschungen hat der Herman Brand nicht auf dem Hof Keiser gelebt, sondern auf dem Hof Brand. Er starb am 22.09.1689 in Wehren als Leibzüchter.
Wie kommt diese Hausinschrift auf Nr. 4? Aufklärung hierzu geben vier GoGerichtseintragungen
1. GoG Amt Horn 1709 Töns Vögeler verheiratet sich an Ilsabein Brands und nehmen des Brands Großköttergut an
2. GoG Amt Horn Os 1712 Töns Brand Wittiber schreitet ad secunda vota mit Ilsabein Keyser welche die Kottstette verbessert
3. GoG Amt Horn Os 1714 Die Wittibe Kayser credierd und übergibt Ihr Halbspänner gut cum omnibus pertenetis Jhrer Tochter und Schwiegersohn Töns Brand und behält die Halbe Leibzucht die Kinder bringen dabei was sie von Ihren Gütern bekommen
4. GoG Amt Horn Os 1714 Tönß Brand hatt sein Großköttergut ... überlassen an seine Schwester und ihren Mann Hans Schnittker für 250 T
Die Hausinschrift wurde vermutlich 1714 oder kurz danach aus dem Haus Nr. 12 entfernt und am Leibzuchtgebäude Nr. 4 angebracht und mit einem neuen Datum 1717 oder 1718 versehen.
Auf dem Hof Nr.12 blieb eine Inschrift von einem älteren Haus zurück:
JULIUS ANO 1663
Dieses passt zu den Lebensdaten des Herman Brand.
Diese alte Inschrift ist heute wieder im Bereich des alten Hofes Nr.12 angebracht.
Am Hof Wehren Nr.12 Brand war 1948 folgende Inschrift
JOHAN HERMANN TOP AVS REELKIRCHEN VND ELISABETH FOGLERS AVS WERREN
HABEN DIESE HEUSER WIEDER AUFFS NEUE DURCH GOTTES HVLFE UND BEYSTAND LASSEN HIER BAUEN
IM YAR 1777 DEN 10 JULIUS
HERR IN ALLEN DINGEN LAS ALLES WOL GELINGEN
Das obige Datum kann nicht stimmen, da beide zu diesem Zeitpunkt bereits verstorben waren.
Der in der Inschrift genannte Johann Hermann Top ist identisch mit dem unter 4 genannten Hans Schnittker, er hatte zuvor die Stätte Schnittker in Wehren.
GoGericht Amt Horn 1704-05 Johann Tappen aus Reelkirchen und Catharina Maria Wesemanns treten die Schnittker stette an
GoGericht Amt Horn 1711 der Schnittker in der Wehren und Vogelers Tochter in der Wehren Lisabeth.

 

Noch ein Beispiel :

Torbogen Niemeier Bad Meinberg; Foto Herbert Penke
Foto: © Herbert Penke

Dieser Torbogen vom Hof Meinberg Nr.2 stammt von einem älteren Hof Möllenmeyer in Wehren.
Friedrich Ebeler von Tintrup war in dritter Ehe mit Catharina Möllenmeyer aus Wehren verheiratet, auch hier wird der Hofname nicht erwähnt. Die neuen Namen sind über die alten Ornamente geschrieben worden.

Gänzliche Verwirrung tritt auf, wenn fremde Namen am Ort auftauchen

Torbogen Bellenberg; Foto Herbert Penke
Foto: © Herbert Penke

Bei dem Haus Bellenberg Nr.42 ist Simon Jorgen Coppei und Maria Lawisa Potthaf aus Brockhausen als Erbauer angegeben.
Dieser Copey war 1792 ein Halbspänner auf dem Hof Mosebeck Nr.3. Das Haus muß später nach Bellenberg verbracht sein.

Es zeigt sich , dass Hausinschriften für die genealogische Forschung sehr hilfreich sein können, aber auch viele Fallstricke enthalten können.

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