Eine Rarität im Amte Schötmar
Eine besondere Balkeninschrift
in
SCHÖTMAR
© by Harald Deppe Bad Salzuflen-Knetterheide 2004
Eine Rarität im Amte Schötmar
„Es liegt ein eigener Zauber über den kleinen lippischen Städten…….“
So hieß es in einem Zeitungsartikel aus den 50er Jahren dieses Jahrhunderts und ist sicherlich auch zutreffend für Schötmar.
Trotz vieler baulicher Veränderungen in den vergangenen Jahren sind Schötmar einige Gebäude als Zeugen früherer Tage erhalten geblieben. Dazu zählt auch das im folgenden Text beschriebene Haus.
Bei dem Fachwerkhaus handelt es sich um ein giebelständiges Vierständer-Hallenhaus aus dem Jahre 1758.
Es liegt an der heutigen Schlossstrasse (früher Lange- bzw. Hindenburgstraße) hinter dem Haus Nr. 19 Bicker.
Auf den ersten Blick ist nichts Besonderes zu sehen : ein im üblichen Stil erbautes Fachwerkhaus, allerdings immerhin mit unverputztem Gebälk. Nur das ehemals vorhandene große hölzerne Deelentor wurde durch eine kleinere einfache Tür ersetzt, der Bogen zugemauert und mit 2 Fenstern versehen. Aber der Torbalken ist erhalten geblieben !
Und dieser Balken ist nun wirklich eine Rarität, nicht nur in Schötmar, dort ist er in dieser Art sogar einmalig, sondern auch in Lippe. Lediglich 1964 wird in einem Aufsatz in der Zeitschrift „Heimatland Lippe“ eine ähnliche Hausinschrift in Großenmarpe beschrieben.
Einmalig deshalb, weil er, neben verzierenden Schnitzereien und der üblichen deutschen Inschrift, zusätzlich mit einer hebräischen Beschriftung versehen ist.
1720 : die Stätte 32 wird von Bade an Stuckmann verkauft
1728 : der Besitzer heißt jetzt Hülsewig
1733 : „Kund und zu wissen sei hiermit…“ heißt es am 22. Juli in den Consistorial-
akten und der Besitz geht über auf Salomon (Schlom) Itzig.
Schlom Itzig ist der Sohn des Priesters (hebräisch = Kohen) Rabbi Isaak.
Zu Ehren seines 1751 verstorbenen Vaters baut Schlom Itzig 1758, nach dem verheerenden Großfeuer vom 5. April, im Juni das Haus wieder auf. Das Feuer brach im benachbarten Valentinschen Haus (heute „Hotel am Park“), verursacht durch eine Unachtsamkeit des dort wohnenden Juden Schimmel, aus und vernichtete insgesamt 24 Gebäude.
„ANNO 1758 IM JUNI HAT SCHLOM ITZIG DIESES HAUS AUFBAUEN LASSEN“
Die Verheißung im mittleren Satz „Wer Gott vertrauet…“ wurde früher, auch in agbewandelter Form, viel verwendet. In der Mitte des Balkens ist eine Krone abgebildet, die in Zusammenhang mit der darunter befindlichen, hebräischen Schrift steht, die übersetzt „Krone des Priestertums“ heißt. Darunter sind wiederrum die betenden bzw. segnenden Händes des Priesters, des Kohen, dargestellt.
Die „heilige Krone“ wird in der Bibel z.B. erwähnt bei 2. Moses Kap. 39 Vers 30 und 3. Moses Kap. 8 Vers 9.
Die Übersetzung des hebräischen Satzes lautet :
„Salomo, Sohn der Herrlichkeit des Rabbi gesegnet seiest Du bei Deinem Eintreten und gesegnet seiest Du bei Deinem Hinausgehen. Isaak des Priesters, Sein Gedächtnis sei zum Segen“.
Hier wird wieder ein Bibelvers, 5. Buch Moses Kap. 28 Vers 6 : „Gesegnet wirst Du sein, wenn Du eingehest, gesegnet, wenn Du ausgehst“ herangezogen.
„M.B.H. Stölting“ ist das Kürzel des ausführenden Schnitzers
M eister B art H old Stölting.
Eine Gesamtdarstellung ist hier zu sehen.
Keter Kehuna
schelomo ben khrrr baruk ’ atta bebo aka ubaruk ’ atta
beseteka jischaq hakkohen zl
1 kebod harab rabbi 2 zikerono liberaka
Krone des Priestertums
Salomo Sohn der Herrlichkeit des Rabbi gesegnet seiest Du
Bei Deinem Hinausgehen. Issak des Priesters. Sein Gedächtnis Sei zum Segen.
Schlom Itzig stirbt 1790. Die Besitzer des Hauses wechseln
1791 : Sturhan
1808 : Hülsemann
1827 : Wolff
1896 : W. Kleeböhmer
Später kommt es in den Besitz des Klempnermeisters Bicker, der es an seinen Sohn, den Elektromeister weitergibt und dessen Frau es noch heute gehört. 1986 konnte es aufgrund einer versagten Genehmigung der Stadt Bad Salzuflen und durch Kenntnisnahme von der Existenz durch die Denkmalschutzbehörde in Münster vor dem Abriss bewahrt werden.
Am 10. September 2000 war es beim Tag des offenen Denkmals zu besichtigen.
Das Westfälische Freilichtmuseum Detmold hat im Sommer 1999 eine bauhistorische Untersuchung des Hauses vorgenommen.
Möge es weiter erhalten bleiben, damit auch in 4 Jahren, zum 250-jährigen Hausjubiläum, die interessante Rarität zu bewundern ist.
Quellenangaben :
1) Heimatlind Lippe 57. Jg. Nr. 1 Jan. 1964
2) Staatsarchiv Detmold D 72 Müller Nr. 5
3) „1200 Jahre Kilianskirche in Schötmar“ von Pfarrer Möller / Dr. Wiele
4) „Aus Schötmars vergangenen Tagen“ von W. Butterweck
5) Information Nr. 4 der Stadt Bad Salzuflen zum „Tag des offenen Denkmals“ 2000
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