Hausinschriften in Blomberg
Herbert Penke
Nach: Heinz Walter Rolf: Blomberg Geschichte - Bürger - Bauwerke
Herausgeber: Volksbank Ostlippe 1981
Sowie: Heinz Walter Rolf: Die Bürger der Stadt Blomberg
Namen - Daten - Berufe - Häuser
Herausgeber: Volksbank Ostlippe 1996
Die Texte entsprechend weitgehend dem Stand von 1981.
Erkennbare Fehler in den Hausinschriften sind korrigiert.
Fehlende Hausinschriften hinzugefügt.
Das Winkelviertel
Das Rossmüllerviertel
Das Große Viertel
Das Brinkviertel Das Blomberger Rathaus
Das Amtshaus
Die Burg
Sonstige
Das Winkelviertel
Blomberg 1 (Marktplatz 6)
Großzügiger Bau, errichtet um 1880 von Kaufmann Eduard Krohne, Bürger 1861. Seit 1926 im Besitz der Stadt (Stadtsparkasse).
Blomberg 2 (Marktplatz 5)
Wie Nr. 3 nach Brand am 7. 12. 1911 im Jahre 1912 wiederaufgebaut. Inschrift:
Kunst und Fleiß bringt Nutz und Preis Alles auf Erden hat seine Zeit, Frühling und Winter, Freude und Leid.
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 3 (Marktplatz 4)
Anno 1911 durch Feuer zerstört, wiederaufgebaut 1912.
Gott gebe allen, die mich kennen, noch zehnmal mehr als sie mir gönnen
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Wie Nr. 2 in romantisierendem Renaissancestil errichtet, vermutlich auf Veranlassung des sehr verdienstvollen lippischen Baurats und sp äteren lippischen Landeskonservators Karl Vollpracht (1876 - 1957). Das abgebrannte Haus wies folgende Sprüche auf:
„In deiner nott Gott bete an, Ehr wirt gern gleich bei dir stahn, undt hab im unglück eins Leuwen mut. Vertraw Gott, swirt widz gut. Vom Herren dein gutt thut meren, so du nur threu thust erneren. Ungunst der leut wirt nicht schaden, was dir Gott guent, wirt woll geraden.
IN GOTTES NAME ICH THUE BAWEN UND STELLE AUF IHN MEIN VERTRAWEN". Heute sind am Unterbau des Hauses auch wieder einige Werksteine eingebaut, die aus dem Jahre 1575 stammen, darunter zwei Delphinornamente und zwei Löwenköpfe sowie zwei Inschriftsteine mit den Inschriften:
LV* XXI
HEMEL VN DE ERDE
WEDEN VERGAIN
,MIN WORT AVERST
WERT NICHT VERGAIN
Foto: © Herbert Penke 2012
JOHAN XI.
IK BIN DE VPSTÄDI
GE UNDT DAT LEVENT
WE IN MI GELOEVETD, DE
WERT LEVE WEN HE OCK SRÖRVE.
Foto: © Herbert Penke 2012
Das abgebrannte Haus
Postkarte: Archiv Heinz Walter Rolf
Blomberg 4 (Marktplatz 3)
ERKENNE DICH SELBST
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 7 (Am Martiniturm 6) früher Hindenburgplatz
DEINE HAND DEM HANDWERK
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 13c (Pideritplatz 4)
Der „Böhmerhof", so genannt nach dem Kaufmann und Bürgermeister Carl Friedrich Adolph Böhmer (1795 - 1881).
Das schöne Barockportal trägt die Jahreszahl 1717 und die Initialen J. P. v. K. sowie das von Kopf sehe Wappen.
Johan Philipp von Kopf, der Erbauer des Hauses, war Schaumburg-Lippischer Rat und Drost des Amtes Blomberg.
Er hatte das ehemals von Donopsche Burgmannlehen 1715 gekauft.
Weitere Besitzer waren 1739 - 1756 Christoph von Piderir"), Lipp. Geh. Rat und gräfl.-lipp. Kanzler, 1756 - 1760 dessen Sohn Johann Anton Günther von Piderit, Rittmeister in holländischen Diensten, 1760 - 1793 dessen Schwiegersohn Heinrich August von Loßberg, Hofkavalier und Drost zu Detmold, seit 1768 Hess.-Kass. Generalleutnant und Gouverneur zu Rinteln.
Von seinem Sohn ging der Besitz an den Kaufmann und Ratsbeisitzer Ferdinand Christoph Böhmer (1758 bis 1823) über.
Dessen schon oben genannter Sohn Carl Böhmer verkaufte 1874 an den „Partikurier" Theodor Hagemann, einen ehemaligen Landwirt aus Wenningsen.
Nach seinem im Alter von 91 Jahren erfolgten Tode erwarb das Grundstück 1921 die Lippische Landwirtschaftskammer zu Schulzwecken.
1931 richtete hier Dr. med. Helmut Siecke, der das Haus gründlich umbaute, eine Arztpraxis ein.
Sein gleichnamiger Sohn führt die Praxis fort.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 16 (Im Seligen Winkel 4) nicht bei Rolf
Erbaut |
Karin u. Jürgen Langer |
Erneuert |
1780 |
|
1989 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Text laut Pahmeier/Süvern
UNSER ZIEL SEI DER FRIEDE DES HERZENS
FREUDE DEM DER KOMMT, FRIED DEM DER HIER VERWEILT
SEGEN DEM DER WEITERZIEHT...
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 17 (Im Seligen Winkel 6)
Schöner Giebel aus der Zeit um 1670 mit Zahnschnittmuster. In diesem Hause lebten nachweislich seit 1708 Bäckermeister (Diekmann, Stohlmann, Röttger).
Blomberg 19 (Im Seligen Winkel 12)
Typisches Vierständerhaus mit Mitteldiele. Reiche Zierschnitzereien. Schwellbalken und Rähme mit Zahnschnitt. Füllbretter mit Akanthusblatt bzw. im Giebeldreieck mit delphinartigem Rankenmuster. Sehr hübsch ornamentierter Fenstersturz über der Wohnstube.
Inschrift auf der Saumschwelle:
IM HAUSE DES GOTLOSEN IST DER FLUCH DES HERREN ABER DAS HAUS DER GERECHTEN WIRD GESEGNET. PROVERB III VERSU XXXIII.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Über dem Türsturz zwischen den Oberlichtern Blumenvase. Die Inschrift auf dem Türsturz nennt das Erbauerehepaar:
H L |
HANS LALKE . ELSABEN BRACHTS |
J B |
ANNO CHRISTI |
|
1661 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Namensinitialen auf den Türständern in Kartuschen. Hans Lalke (1610 - 1683) war Blomberger Küster; er erwarb 1650 das Bürgerrecht.
Blomberg 20 (Im Seligen Winkel 14)
Kürzlich freigelegtes Fachwerk.
GLÜCK
ZUFRIEDENHEIT
Foto: © Herbert Penke 2012
RAC
Foto: © Herbert Penke 2012
erhalten. Steht für Friedrich Jacob Bracht (Rose), Schuhmacher, Bürger 1783.
Blomberg 22 (Im Seligen Winkel 20) nicht bei Rolf
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 24b (Im Seligen Winkel 26) nicht bei Rolf
Erbaut 1822-Erneuert 1981
Willi u. Martha Peterseim
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 29 (Im Seligen Winkel 1, „Deppenhof")
I. F. C. Deppe und C. M. A. Holste.
IM MAI 1824
Foto: © Herbert Penke 2012
Im Mai 1824. Johann Friedrich Christoph Deppe war Stadtmusikus. Er stammte aus Bega, wurde 1818 unentgeltlich Blomberger Bürger. Sein Sohn Friedrich „erbte" das Amt, wurde 1846 Bürger. Dessen Sohn Otto war Sattler, Bürger 1882.
Blomberg (Im Seligen Winkel ) nicht bei Rolf
BARTOL HILKER VNDT ILSEBEIN WINTERS |
ANNO |
|
1654 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 30 (Schulstraße 17, hinter der Klosterkirche)
Christoph Ludwig Koch . Dorothea Koch geb. Hilker.
Errichtet
am 21sten Juni 1834.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Christoph Ludwig Koch war Seilermeister,
wurde 1812 Blomberger Bürger. Das Haus ist seit 1752 im
Besitz der Familie Koch.
Blomberg Schulstraße 10, ehemals städtisches Rektorhaus
DEN 26. JUNY ANNO 1708.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 32 (Kirchhofstraße 5)
Dreiständerhaus von 1664 mit den für jene Zeit typischen Zierschnitzereien. Schwellbalken mit Girlanden- und Rankenmuster sowie Zahnschnitt. Haussprüche auf den Rähmhölzern.
Im Giebelgeschoß:
WO DER HER NIT DAS HAUS BAWET SO ARBETEN UMBSONST DIE DARAN BAWEN . PSALM CXXVII.
Im Untergeschoß:
ES IS(T UMBSONST DA)S IH(R FRUE AUFSTE)HET UND HERNACH LAN(GE SIZE)T UND ESSET EWER BROT MIT SORGEN DENN SEINEN FREUNDEN GIBT ERS SCHAFFEND (statt „schlafend"!).
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Füllhölzer mit Akanthusblatt bzw. Beschlagornament. Zwischen den originalen Zierbrettern des Oberlichts Blumentopf.
Auf dem Türsturz die Inschrift
H R |
HANS HENRICH RIDDER . CATRINE AUENHAUSEN |
CA |
ANNO CHRISTI |
|
1664 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Daneben auf den Torständern die Initialen in Kartuschen. Blattrankenornament auf dem breiten Fenstersturz.
Hans Henrich Ridder (1640 - 1700),
Bürger 1663, heiratete C. Avenhausen am 30. 10.1664.
Blomberg 33 (Kirchhofstraße 3)
Erbaut zwischen 1652 und 1663 von Paul Lesemann, Bürger (mit Freibrief) 1652. Starb („tot gefunden im Holze") 11.9. 1663. Initialen
P L und C O
WAS DU ERERBST VON DEINEN VÄTERN HAST ERWIRB ES UM ES ZU BESITZEN * ERBAUT ANNO 1650
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
(vermutlich Catharina Orlich). Ornamente wie bei 32.
Blomberg 34 (Kirchhofstraße 2)
Eines der wenigen dreigeschossigen Häuser, mit zweigeschossigem Giebel.
Dreiständerbau, durchgebaut.
An den Schwellbalken Zahnschnitt und Perlrundstab, Rähme mit Zahnschnitt und Girlandenmuster, Füllhölzer mit Akanthusblatt und sehr hübschen Beschlagwerkornamenten.
Erbaut um 1665 von Henrich Walter, Bürger 1661, gest. 1673, heiratete am 5. 10. 1662 Anna Catharina Witte.
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 35 (Kirchhofstraße 1)
In Verfall geratenes typisches Handwerkerhaus. Erbaut 1744 von Schuhmachermeister Johann Christoph Sauerländer (1709 -1774), Bürger 1734, und seiner Ehefrau Anna Margarethe Elisabeth Bracht (Heirat am 21. 8. 1743).
Unleserliche Inschrift.
MEISTER JOHANN CHRISTOPH SAURLENDER: ANNA MARGRETHA ILSABEIN BRACHTS. ANNO1744.
WER DEN HERRN FÜRCHTET DER HAT EINE SICHERE FESTUNG UND SEINE KINDER WERDEN AUCH BESCHIRMET
Foto: © Herbert Penke 2012
Schuhmacherzeichen
Blomberg 38 (Neue Torstraße 2)
1958 abgebrochen
Anno 1591
Jetzt eingebaut in Haus Ostring 12a
Blomberg 42 (Neue Torstraße 14)
Neuere Datumsangabe Anno 1587. Könnte noch älter sein (Reste von Fächerrosetten erhalten). Ältestes Blomberger Bürgerhaus, vermutlich erbaut vom Blomberger Amtmann Johann Höcker, verheiratet mit Elisabeth von Exter und in 2. Ehe mit Anna von Grothen. Stammvater aller Blomberger Bürger gleichen Namens, darunter mehrerer Bürgermeister, Beamten und Pastoren.
Blomberg 43 (Neue Torstraße 16)
Klar gegliederter Vierständerbau, angeblich aus dem Jahre 1654. Durchgebaut. Füllhölzer mit Akanthusblatt und Wellenranken. Saumschwelle mit Perlrundstab und der Inschrift
ALSO HAT GODT DE WELT GELIBET DAS ER SEINEN EINIGEN GEBOREN SOHNE GAF VP DAT
ALLE DE
AN IN GELEVBEN NICHT VERLOREN WERDEN SONDER DAS EWIGE LEBENT HABE.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Vermutlich erbaut von Curdt Pustkoke, Bürger 1637, aus altem Blomberger Geschlecht, Stammvater aller folgenden Pustkoken (Pustkuchen). Das Haus ist seit mehr als 200 Jahren im Besitz der Familie Ramm.
Blomberg 46 (Schulstraße 6)
Eines der wenigen Blomberger Traufenhäuser..
DIS HAUS STEHET OFFEN ALLEN GUTEN FREUNDEN . GOTT STEURE DEN
FEIND UND MISGONNER .
DER HERR BEHUTE DEIN AUSGANG UND EINGANG VONUN AN BIS IN EWIGKEIT
ANNO 1704. LIPS TAPPE UND ANNA ELISABET TOPS PS. CXXI
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Erbaut von Philipp Tappe (1660 - 1732), Bürger 1690.
Blomberg 47 (Schulstraße 8)
O HERR HILF. O HERR LAS WOLGELINGEN. PS. CXVIII.
TÖNS HENRICH HILKER UND ANNA CATRINA TOPS
ANNO 1731
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Erbaut von Tönnies (Anton) Hilker, Bürger 1713, heiratete A. C. Tops am 13. 10. 1713.
Blomberg Schulstraße 9
Erbaut 1861. Seit Auflösung des Klosters im Landes-, seit 1835 in städtischem Besitz. Ehemaliges Heilig-Geistspital (Geisthaus, Armenhaus).
Seit 1861 „Elisabeth-Anstalt" (Kinderbewahranstalt), gegründet von Fürstin Elisabeth zur Lippe (1833 - 1896) geb. Prinzessin zu Schwarzburg-Rudolstadt, Gemahlin Fürst Leopolds III.
Blomberg 48 (Schulstraße 7)
Handwerkerhaus, von Anfang an ohne Diele, mit Inschrift auf dem Türsturz:
Johann Friedrich Adoph Hilker und
Catharine Wilhelmine Deppe. Anno 1821
(nachgeschnitzt).
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Hilker war Zeugmacher, Bürger 1817.
Blomberg 49 (Schulstraße 5)
Gleiche Bauzeit wie Nr. 48. Inschrift:
Ernst Friderich Deppe = Wilhelmine
Scharlotte Schlüters . Anno 1821.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Deppe wurde 1798 Bürger, seine Frau stammte aus Brakelsiek, zahlte 6 Rtl. in die Stadtkasse.
Blomberg 52 (Neue Torstraße 18)
Kleiner Vierständerbau von 1748. Zwischen den Oberlichtern Zeugmacherzeichen.
OTTO HENRICH HOLSTE UND ANNA MARIA RAMS |
ANNO |
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1748 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Holste wurde 1733 Bürger, heiratete A. M. Ramm am 17. 3. 1739. Nach Einheirat ist das Haus seit 1761 im Besitz der Familie Tappe.
Blomberg ?? (Neue Torstraße 23) nicht bei Rolf
Foto: © Herbert Penke Oktober 2012
Text bei Pahmeier
EIN JEDER TUE WAS ER SOLL SO WIRD DAS HAUS DES SEGENS VOLL
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 55 (Neue Torstraße 24) nicht bei Rolf
ERNEUERT 1988
REINOLD MENNECKE |
No. |
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24 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 56 (Neue Torstraße 26)
Reichbeschnitzter Vierständerbau von 1677 mit dreistöckigem Giebel. Im Giebel Schwellen, Rähme und Füllbretter mit verschiedenartigen Rankenmustern. Füllbretter unten mit Akanthus.
Saumschwelle mit Zahnschnitt und der Inschrift (teils wie bei Nr. 32):
WO DER HERR NICHT DAS HAUS BAWET SO ARBEITEN UMBSONST DIE DARAN BAWEN. WO DER HER NICHT DIE STAD BEHUTET SO WACHET DER WECHTER UMBSONST. ES IST UMBSONST DAS IHR FRUE AUFSTEHET UND HERNACH LANGE SIZET UND ESSET EWER BROT MIT SORGEN DEN SEINEN FREUNDEN GIBT ERS SCHLAFFEND. Am Rähmholz des Unterbaus die Inschrift: ICH LASE DEN HEREN GOT WALTEN DER SO LANGE HADT HAUS GEHALTEN DAN ER IST GAR EIN REICHER GODT . JAH MER ER GIBT JA MER ER HADT ZU DEN ALLE MEINE HOFFENUNGE STET . PAX INTRANTIBUS . SALUS EXUNTIBUS.
Foto: © Herbert Penke 2012
Auf den Torständern Blumenvasen, Rankenmuster und Zierschilde mit den Initialen M J S und A M B. In den Kopfwinkeln des Tores drachenförmige Ziermuster, darüber auf dem Torsturz die Inschrift:
M. JURGEN STRUCK . ANNA MARGARETE BROKERS |
ANNO DOMINI |
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1677 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Struck war herrschaftlicher Scharfrichter und städtischer Wrasemeister (Abdecker), wie schon sein Vater Henrich Struck und nach ihm sein Schwiegersohn Hans Jürgen Phaner. Anna Margarete Brökers war Tochter des Scharfrichters zu Lügde.
Blomberg 57 (Neue Torstraße 28) Scharfrichter
Giebel 1993 freigelegt. Inschrift, teilweise neu geschnitzt.
FÜRCHTE GOTT UND HALTE SEINE GEBOTT DAN DAS GEHÖRT ALLEN MENSCHEN ZU
WER GOTT DEN HERN LAST WALTEN DEN WIRD ER WUNDERLICH ERHALTEN * AN GOTTES SEGEN IST ALLES GELEGEN * GOTTES GÜTE UND TREU IST ALLE MORGEN NEU
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg (Neue Torstraße 22) nicht bei Rolf
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 60a (Friedrichstraße 2)
Hübsches Haus eines kleinen Handwerkers mit Stern und 16 blättriger Rose. Blumenvase mit Leineweberschiffchen als Blume! Erbaut laut Inschrift 1802 von
ERNST HENRICH Niemann
CATHARIN ELISABETH FROMMEN ANNO 1802
Foto: © Herbert Penke 2012
Niemann wurde 1792 Bürger und im selben Jahr in das Leineweberamt aufgenommen, seine Frau stammte aus Veitheim (Heirat am 6. 4. 1793).
Blomberg 61 (Friedrichstraße 6)
heute zur Grundschule
BARTHOLD HILKER UNDT ILSEBEIN WINTERS
Rossmüllerviertel
Blomberg 68 (Neue Torstraße 3)
Erbaut von Christoph Moritz Sauerländer (1734 - 1799), Bürger 1762, Bäckermeister. Seitdem 6 weitere Generationen Bäckermeister, seit 1836 Vesting (Festing).
Blomberg 70 (Neue Torstraße 7)
1855 erbaut von Gastwirt und Bürgermeister Friedrich Theopold .
1829 bis 1868 Posthalterei, danach Wirtschaft mit Kegelbahn
(Rieke).
Blomberg 71 (Neue Torstraße 9 ) nicht bei Heinz Walter Rolf
BP |
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AS |
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BERNDT. POLL. ANNA CATRINA. STAPPERFENNE |
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ANNO CHRISTI |
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1659 |
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Fotos © 2008 Steffen Schönrock Blomberg
Text: Steffen Schönrock Blomberg
Die Inschrift befindet sich (wahrscheinlich seit einem Umbau im Jahr 1854) im Innenhof des Hauses.
Der Erbauer Berendt Poel (alias Münter), Bäcker von Beruf, erhielt 1660 das Blomberger Bürgerrecht, und starb am 27.1.1712 in Blomberg im Alter von 82 (irttl. 52!) Jahren.
Er verehelichte sich am 27.12.1660, also ein Jahr noch dem Hausbau, mit Anna Catharina Stappervenne, die am 10.5.1716 verwitwet im Alter von 78 Jahren verstarb.
Zur Besitzerabfolge:
Bis 1852 im Erbbesitz der Familien Poel / Kersting / Pohl.
1852 wird es von Bürgermeister Friedrich Theopold, Gastwirt in Nr. 175 (vgl. Haus Nr. 70), gekauft und von demselben 1854 (lt. Brandkataster) stark umgebaut - bewohnt durch Mieter.
Um 1870 von dem Sattler Wilhelm Tappe, aus Haus Nr. 52 (Neue Torstraße 18), erworben; 1938 wurde die Toreinfahrt zur Straße durch eine Schaufensterfront ersetzt - letzter wesentlicher Umbau.
Nach 4 Generationen im Besitz der Familie Tappe wurde das Haus im Juni 2010 an Gustav Krull verkauft.
Blomberg 72 (Braugasse 1)
In Verfall geratenes winziges Handwerkerhaus mit der Inschrift:
laut Mitteilung von
Steffen Schönrock aus Blomberg: Im August 2010 abgebrochen
Johan Henrich Meyer und Anna Margreta Musmans .
Anno 1750.
Foto: © Herbert Penke 2008
Meyer wurde 1746 Bürger, Heirat im selben Jahr.
Ab 1935 zum Besitz der Familie Wilhelm Tappe
Blomberg 74 (Braugasse 6)
1965 abgebrochen
SIMON HENRICH WICKE. ANNA ILSABEIN MEIERS . ANNO ....
Blomberg 79 (Neue Torstraße 17)
DAS HIER ANGEZEIGT IST MIT WOHLGEFALLEN LASSE DEINEN SEGEN O GOTT AUF UNSERE NACHKOMMEN RUHEN
ERBAUT 1798 VON HERMANN TAPPE UND CATH MEYERS
ERNEUERT 1980 HERMANN LANGE UND GERDA KRONE
Foto: © Herbert Penke 2012
An der Seite:
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 88 (Petersilienstraße 43)
Erbaut um 1680. Erneuerter Torbogen mit Jahreszahl 1826.
Stark verwitterte Schnitzereien: Füllhölzer mit Akanthus,
Schwellbalken mit zierlichen Blattranken.
Auf dem Rähm die
Inschrift:
PSALM CXXI . DER HER BEWAHRE DEINEN
AUSGANG UND EINGANG VON NUN AN BIS IN
EWIGKEIT.
ERRICHTET 1679 * ERNEUERT VON KLAUS SOMMER
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Postkarte von 1910: Archiv Heinz Walter Rolf
Blomberg 95a (Große Mauer 40)
In Verfall geratenes Vierständerhaus mit der Inschrift:
Johan Arend Prasse . Anna Maria Rinschen . Anno 1767.
Hammer, Zange und Schuh als Innungszeichen der Schuhmacher zwischen den Oberlichtern.
Prasse wurde 1755 Bürger, heiratete A. M. Rinsche am 31.4.1764.
Blomberg (Große Mauer 36) nicht bei Rolf
Erbaut von Zimmermeister Friedrich Schwarze 1866
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg (Große Mauer 34) nicht bei Rolf
Manches Herrliche der Welt ist in Krieg und Streit zerronnen
Wer beschützet und erhält hat das schönste Los gewonnen
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 97 (Große Mauer 32)
Eine Idylle des Ruins. Seit 1833 im Besitz der Familie Hagedorn. Erbaut von Hans Heinrich Gerfes, Ziegenhirt, Bürger 1660.
ANNO 1672 DEN 23 APPRIL HABEN HANS HENRICH GER
FELS UND ILSABEIN RENTRUPS HABEN DIS HAUS
LASSEN BAVWEN . GOT ALLEINE DIEHRE.
H G I R.
Foto: © Herbert Penke 2012
Auf dem Fenstersturz der Utlucht der verstümmelte Spruch:
Ich lige und schlaffe gamtz mit F(rieden) und (allein du) Her(r hilfst mir, daß ich sicher wohne, Ps. 4,9).
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 103 (Große Mauer 26)
Dreiständerhaus eines kleinen Handwerkers, ohne Diele, liebevoll gepflegt. Auf dem Türsturz der Name des Erbauers:
CHRISTOFFEL HENRICH ENGELKING.
ANNO 1676
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Hübsche Rose auf dem mittleren Ständer. Über dem Türsturz Handwerkerzeichen des Zeug- und Raschmacheramtes und Herz mit Blumenranke. Engelking wurde 1761 ins Zeugmacheramt aufgenommen. Haus erbaut um 1765. Hier lebte 1865 der städtische Flurschütz August Lesemann mit 80 Rth. Jahresgehalt.
Blomberg 108b (Petersilienstraße 33)
Dieses Haus und die folgenden bis Petersilienstraße 39 wurden zwischen 1825 und 1841 an der Stelle gebaut, wo sich bis 1800 der sogenannte ,,Junkernhof auf dem Drecke" befand, ein von Donopsches Burgmannlehen. Die Hofstätte wurde im Jahre 1800 von der Stadt gekauft, wie auch 1924 der zugehörige Wald im Griesenhagen bei Gut Nassengrund. Nr. 108b mit der Inschrift:
JOHAN AREND FRANKE UND CATHARINA SOVIA
HEDEWIG GEBOHRNE HILKER HABEN GEBAUT ANNO 1825.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Rose und Stern in hübschen Kartuschen. Blumenvase. Franke war Zeugmacher, wie fast alle seiner Namensvettern.
Blomberg 108c (Petersilienstraße 35)
...WISA DEPPEN . Erbaut 1829 ..
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 108e (Petersilienstraße 39)
FRJDERICH MEJER UND ZOWTESE PRJS
AUS HORN GEHABET DEN 7. AUGUST |
ANNO |
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1841 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 110 (Petersilienstraße 22)
Sehr gepflegtes Haus von Anno 1754. Inschrift auf Tür- und Fenstersturz über dem Wohnzimmer:
ANNO |
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1754 |
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JOHAN BERNHART RECKER UND TRIEN ILSABEIHN
CAPELLEN. UNSERE HÜLFE UND ANFANG SEI IM NAMEN GOT
TES DES VATTERS DES SOHNS UND DES HEILIGEN GEISTES AMEN. |
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Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Recker wurde 1744 Bürger, heiratete C. I. Capelle am 12. 5. 1752. Seine Wwe. heiratete 1760 den Ackersmann Christian Rösener, der 5 Pferde und 2 Kühe besaß. Das Haus hatte 1835 einen Wert von 300 Rtl. 1846 erwarb es Heinrich Brandt aus Brakelsiek, Chausseeaufseher mit 96 Rtl. Gehalt, aber 328 Rtl. Schulden.
Blomberg 112 (Petersilienstraße 18)
Hier befand sich ehemals die Roßmühle, nach der das Stadtviertel benannt wurde.
Später wohnte hier der sogenannte ,,Dreckschmied", ab 1886 Tischlerei Friedrich Tappe.
Blomberg 116 (Im Haspel 5)
Weberschiffchen im Giebel. Haus erbaut von Leineweber
Christoph Humanus aus Barntrup, Bürger 1817.
Blomberg 122 (Petersilienstraße 12)
Dreiständerhaus eines Leinewebermeisters
DENN DAS ICH GEFURCHTET HABE IST UBER MICH
KOMMEN UND DAS ICH SORGTE HAT MICH BETROFFEN |
H. J. H. LESEMAN |
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SOPHIA NOBENN |
ANNO |
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1765 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Leineweberschiffchen. Lesemann wurde 1760 Bürger, heiratete Sophia Nobe am 15. 10. 1760. Das Haus wurde 1794 für 180 Rtl. verkauft, 1833 für 250 Rtl. versteigert.
Blomberg 123 (Petersilienstraße 21)
ANNO DOMINI1628
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 124 (Petersilienstraße 10)
Haus von 1754, erbaut von Leinewebermeister Johann Adolph Köhring (Körding).
Der schöne Torbogen befindet sich jetzt im Haus Große Mauer 34 (Potthast).
SIE GEHEN DAHER WIE EIN SCHAEMEN UND MACHEN IHNEN VIEL VER
GEBLICHER UNRUHE . SIE SAMMLEN UND WISSEN NICHT WER ES KRIEGEN WIRD . (Ps. 39,7).
JOHANN ADOLPH KORING UND ANNA CATTRINA LOBBEN ANNO 1754
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Weberschiffchen.
Blomberg 141 (Große Mauer 6)
Vorbildlich durchgebautes Haus von 1751, gut gepflegt.
MEINE SCHAFE HÖREN MEINE STIMME UND ICH KENNE SIE
UND SIE FOLGEN MIR NACH * FRANS HENRICH TOP |
ANNO |
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1751 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Über dem Torbogen Schere und
Schäferstab.
Franz Henrich Top wurde 1748 Bürger, heiratete am 28. 4. 1752
Charlotte Magdaene Hilkemeyer aus Brakelsiek.
Top war
städtischer Schäfer, hatte 1776 100 Schafe. Nachfahren waren
Acker- und Fuhrleute.
Blomberg 144 (Große Mauer 12)
Haus von 1809 mit Jahreszahl und Namen der Erbauer:
Johan Christoph Reuter und
Catharina Hedewig Hancken Anno 1809
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Reuter war Zeugmacher.
Blomberg 159 (Große Mauer 2)
Vierständerbau mit Utlucht.
Auf dem Stiel zwischen den Oberlichtern achtstrahliger Stern und darüber Pferd als Zeichen des Fuhrmanns.
Auf den Torständern Rose und ebenfalls achtstrahliger Stern (in Blomberg sonst fast durchweg sechsstrahlig!).
|
WAS DU HEUTE THUN KANST SPARE NICHT BIS MORGEN . VER
TRAUE DEN HOCHSTEN GOT UND LAS IHN GANTZLICH SOR
GEN. SEI FLEISICH IN DEINEN BERUF UND BAETE TAG UND
NACHT SO WIRT DER SEEGEN DIR VON HIMMEL ZUGEBRACHT. |
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Franz
Carl
Hancke
Anno |
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Anna
Margare
tha
Kühn
1754 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Im Giebeldreieck:
Blumenvase mit Rose und Sternen als Blumen.
Hancke wurde 1749 Bürger, heiratete A. M. Kühn am 17. 5. 1748. Bei der Volkszählung 1776 wohnten 14 Menschen in diesem Haus.
Blomberg 167 (Kurzer Steinweg 16)
CHRISTOPH HENRICH MEYER * AMALIE
ELISABETH TAPPEN * ANNO 1820
Foto: © Herbert Penke 2012
Das Große Viertel
Blomberg 177 (Kurzer Steinweg 1) oder (Nr.2)
Neugeschnitzter Erker mit Fächerrosetten und Spruch:
Erneuert 1961 Heinr. Ewert Gibst / bist . Hast gegeben / bist gewesen.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Haus erbaut 1865 von Kaufmann Isaac Heinemann, der aus Cappel stammte.
Blomberg 180 (Kurzer Steinweg 9)
Haus von 1913. Hier brach am 8. 6. 1912 der Brand aus, dem auch die Häuser Kuhstraße 2 bis 6 durch Funkenflug zum Opfer fielen.
Blomberg 184b (Kurzer Steinweg 17)
AREND POHL |
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ANNA ELISABET |
ANNO 1721 |
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AWENHAUSEN |
Foto: © Herbert Penke 2012
Heirat am 16. 9. 1701.
Blomberg 196 (An der Kleinen Mauer 9)
Ehemaliger Inschriftrest:
WK .1748 .TRMAGTA
Blomberg 204 (Kuhstraße 1)
Ehemaliger Inschriftrest:
ILSABEIN MUSMANS 1757
Blomberg 205 (Kuhstraße 3)
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IOHAN CHRISTOPH VESTING
ANNA MARIA ELISABETH WORMANS |
NO
205 |
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ANNO |
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1744 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 206 (Kuhstraße 5) nicht bei Rolf
ANNO DOMINI IN CHRISTI 1779
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 207 (Kuhstraße 7)
GEORG LUDOWIG DAMMEYER
AMALIA KOLLERS 1800
Foto: © Herbert Penke 2012
Dammeyer wurde 1792 Bürger, war Meister des Schmiedeamts, heiratete Amalia Koller aus Lothe am 13. 10. 1792.
Blomberg 214 (Neubourggasse 7)
Karl Henrich Adolf Lucke und
Kattrine Margrete
Elisabet Prassen |
Anno |
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1784 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Carl Lücke wurde 1784 Bürger.
Blomberg 218 (Kuhstraße 11) Initialen:
WS = ANNO = 1838
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Erbaut von Schuhmachermeister Johann Henrich Wilhelm Sauerländer, Bürger 1812.
Blomberg 222 (Kuhstraße 15)
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 223 (Kuhstraße 17)
Beispielhaft durchgebautes Vierständerhaus von 1695. Auf den
Torständern schöne Namensschilder mit Initialen C T und Winkel und Zirkel des Zimmermanns bzw. M G K und Blumenmuster.
Dazwischen über dem Torbogen die Inschrift:
CORDT TAPPE ET UXOR EIUS ANNA MARGARETA
KÖSTER DER HER BEHÜTE DEINEN AUSGANG UND EIN |
GANG VON NUN AN
ANNO |
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BIS IN EWIGKEIT
1695 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Auf der Saumschwelle des Giebelgeschosses die Inschrift:
DER XXXVII. Psalm 3.F. HOFF AUF DEN HERN UND THU GUTS . BLEI IM LANDE UND NEHRE DICH REDLICH . 4.F. HABE DEINE LUST AM HERN DER WIRD DIR GEBEN WAS DEIN HERZ WÜNSCHT.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Cordt Tappe war, wie viele seiner Namensvettern, nicht nur Zimmer-, sondern auch Müllermeister. Sein Großvater Christoffer Tappe, der aus Sonneborn bei Barntrup stammte, war 1595 nach Blomberg gekommen. Er ist der Stammvater des in Blomberg weitverzweigten Geschlechts der Tappen. Cordt Tappe wurde 1680 Bürger, heiratete im selben Jahr am 21. 11. Anna Margaretha (im Kirchenbuch: Maria) Köster.
Blomberg 224 (Kuhstraße 16)
JOHANN CONRAD HOLSTE UND AGNETA HE
RINGLAKEN HABEN DIESES HAUS BAUEN
LASSEN ANNO 1763
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 225 (Kuhstraße 19)
ANNA MARGARETA ELISABET POHLS. WITWE JOHAN
HENRICH HERINGLAKEN . HAT DIESES HAUS LASSEN |
BAUEN |
19 |
ANNO 1770 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Johann Heringlake war Schuhmacher, wurde 1737 Bürger, heiratete A. M. E. Pohl (Pools) am 2.1.1738.
Blomberg 230 (Kuhstraße 25)
abgebrannt 1993
JOHAN BERNT FESTING . ANNA MARIA SIECKMANNS
ANNO 1748
Foto: © Archiv Heinz Walter Rolf
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Schuhmacherzeichen zwischen den Oberlichtern.
Festing wurde 1724 Bürger (Johan Berend Vesting), heiratete A. M. Siekmann am 14. 3. 1724.
Blomberg 231 (Kuhstraße 22)
Nachgeschnitzte Inschrift auf dem Torbogen, der beim Durchbau herabgezogen wurde:
CARL CHRISTOPH TAPPE . CATRINA ELISABETH HERINGSLAKE |
ANNO |
|
1732 |
Inschrift laut Rolf ?:
CAROL CHRISTEL TAPPE . CATRIN ELISABETH TAPPE GEB. SAUERLÄNDER . ANNO 1770 .
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Die Datumsangabe ist anzuzweifeln, Carl Christoph Tappe wurde 1732 Bürger und heiratete Catharina Elisabeth Sauerländer am 2. 1. 1732. Der Bau stammt eher aus dem Jahre 1740. Wetterfahne von 1773.
Blomberg 232 (Kuhstraße 24)
Ehemalige Inschrift:
JOHANN HENRICH PUSTKOKE . MARIA JULIAN SCHRÖDERS
ANNO CHRISTI MDCCXXI
Foto: © Sammlung Heinz Walter Rolf
Wappen: Herz mit 2 gekreuzten Degen.
Blomberg 235 (Kuhstraße 27) saniert 1984/85
JOHAN FRIEDRICH KERSTING
CATHARINA AMALIA SAURLENDERS |
ANNO |
|
1798 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Kersting wurde 1759 Bürger, war Schuhmacher, starb 70jährig 1810.
Blomberg 236 (Kuhstraße 29)
Den Zierschnitzereien nach zu urteilen muß dieses Haus um 1670 erbaut worden sein. Schwellbalken, Rähme und Füllhölzer sind mit verschiedenerlei Rankenmustern in Beschlagwerkmanier geschmückt. Die beiden Mittelständer der Giebelfront
weisen ebenfalls Rankenmuster auf, die aber leider nicht nachgeschnitzt bzw. bemalt worden sind. Auf dem Rähmholz des Unterbaus die Inschrift:
ICH BIN JUNG GEWESEN UND ALT WORDEN UND HABE NOCH NIE GESEHEN DEN GERECHTEN VERLASSEN ODER SEINEN SAMEN NACH BROT GEHEN . PSALM XXXVII VS XV (in Wirklichkeit Vers 25).
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Wenn es sich um eine „sprechende" Inschrift handelt, müßte der Bauherr recht alt gewesen sein, als das Haus errichtet wurde. Leider ist beim Durchbau die Torinschrift verschwunden, und auch die Initialen auf den Torständern sind abgehobelt. Vermutlich wurde das Haus von dem Schmiedemeister Ambrosius Niemann errichtet, der 1627 Bürger wurde.
Blomberg 238 (Kuhstraße 32)
Der Inschrift nach müßte dieses Haus eines der ältesten Blomberger Bürgerhäuser sein (Anno 1598!), es ist jedoch sicher, daß das Haus erst nach 1740 errichtet wurde.
Die Inschrift ist falsch nachgeschnitzt worden. Sie lautet:
CHRIST . TOFFER SAURIENDER
ANNA ELISABET RECKER |
ANNO |
|
1598 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Johann Christoph Sauerländer heiratete die Anna Elisabeth Recker am 22. 3. 1740. Zumindest einer der beiden auf den Torständern befindlichen Pferdeköpfe, die den Besitzer als Fuhrmann ausweisen, scheint echt zu sein. Hier wohnte der den älteren Blombergern noch gut in Erinnerung haftende Fuhrmann Heinrich Markfritz, der jahrzehntelang täglich mit Pferd und Wagen nach Detmold fuhr. Es wird behauptet, Markfritz sei unterwegs oft auf dem Bock eingeschlafen, die Pferde hätten aber den gewohnten Weg auch ohne Zügelhilfe stets sicher zurückgefunden.
Blomberg 239 (Kuhstraße 34) saniert 1984/85
Von Malermeister Bodo Günther und Ehefrau geb. Meiseberg vorbildlich wiederhergestellter Bau aus der Zeit um 1720 bis 1740. Die ursprüngliche, stark verwitterte Inschrift ergab lediglich in Bruchstücken den Namen von Ohlen. Die Tochter des Vorbesitzers Henrich von Ohlen Catharina Magdalena heiratete am 6. 6. 1717 den Johan Fritze Kille (Bürger 1717), der das Haus erbaut haben dürfte. Kille starb 70jährig 1760, war vermutlich Schuhmacher.
Erworben und erneuert von Bodo Günter
und Frau Ursula geb Meiseberg im Jahre 1978 |
ANNO |
|
1720 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
In modernen Kamin eingebaute Werksteine
DEN 26 SEPTEM IS
ANNO 1591
Foto: © Heinz Walter Rolf
Blomberg 240a (Kuhstraße 33)
Dreiständerhaus ohne Diele. Breiter Fenster- und Türsturz mit den Namen:
JOHANN CORDT LANGEMANN UND
ANNA SCHARLOTTA JOHANNA FESSTING.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek Hübsches Blumenmuster im Giebeldreieck. Langemann war Schuhmacher, heiratete Ehefrau Fessting (Vesting) am 3. 10. 1780. Das Haus wurde erst um 1820 erbaut.
Blomberg 242 (Kuhstraße 38) „Doktorhaus"
Das am reichsten beschnitzte Blomberger Bürgerhaus, aus dem Jahre 1606. Recht ungewöhnliche Konstruktion, da die Diele seitwärts etwas verschoben ist, so daß sich neben der Wohnstube ein separater Eingang ergibt. Was die Schnitzmuster betrifft, so sind sie für viele andere Blomberger Bürgerhäuser beispielgebend gewesen. Es gibt zur Schauseite hin kein Stückchen Holz, das nicht überreichlich beschnitzt worden wäre, so daß dieses Haus keinen Vergleich mit ähnlichen Häusern in Höxter oder Lemgo zu scheuen braucht. Vermutlich stammte der Holzschnitzer auch nicht aus Blomberg, sondern aus einer größeren Stadt in der näheren oder weiteren Nachbarschaft. Das ganze Schmuckwerk der späten Renaissance hat der unbekannte Meister in diesem einen Haus, so scheint es, vereinigen wollen. Schwellbalken, Ständer, Füllhölzer und Riegel, wohin das Auge blickt - lauter Blumen, Ranken, Kreiswellen, Girlanden, Perlrundstäbe, Zahnschnittmuster und Beschlagwerk! Dazu kommen die flachgeschnitzten kannelierten Säulen auf den Ständern des dreigeteilten Giebelgeschosses (sonst nur am Rathaus zu finden) und nicht zuletzt die ganz ungewöhnlichen figürlichen Darstellungen. Da ist z. B. auf dem sehr breiten Riegel über der ehemaligen Stallung die sorgfältig geschnitzte Figur eines züngelnden Drachen, da sind auf den seitlichen Ständern des unteren Giebelgeschosses die Darstellungen zweier bewaffneter Männer, an den unteren Giebelecken die Löwenköpfe mit dem unvermeidlichen Ring im Maul, und da ist schließlich auf dem Sturzriegel des Wohnzimmerfensters jene rätselhafte Bildszene, die schon so manchen Betrachter mit Verwunderung erfüllt hat. Inmitten von Blumen, Ranken und Früchten tummeln sich dort ein Pferd, zwei Vögel und ein kohlfressender Hase. Dazwischen führen zwei liegende Männer ein seltsames Spiel auf. Mit geschulterten Schwertern reichen sich beide die Hand. Handelt es sich hier um ein „Luderziehen", wie es auch an der Blomberger Burg dargestellt ist? Jedenfalls ist es eine recht friedliche Szenerie, wie der Augenschein lehrt.
Die sehr gut erhaltene Inschrift auf dem Torsturz lautet:
FELIX INTROITUS FOELICIOR EX
ITUS ESTO. ANNO 1606.
(Glücklich sei dein Eingang, glücklicher dein Ausgang).
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Leider sind die Namensschilder und eventuelle Wappen von den Torständern abgehobelt worden, so daß ein direkter Hinweis auf den Bauherrn dieses repräsentativen Hauses fehlt.
Für das Jahr 1620 läßt sich jedoch der Besitzer aus vorhandenen Akten nachweisen. Es war der aus Welsede stammende und mit der Blombergerin Anna Waterbecker, einer Tochter des Bürgermeisters Lüdeke Waterbecker, verheiratete Hilmar Stükenbergh.
Er war zeitweilig herrschaftlicher Förster Graf Simons VI. und Sohn der Catharina von der Lippe, einer illegitimen Tochter Bernhards VIII. zur Lippe. Es scheint also, daß Stükenbergh Mittel genug gehabt haben müßte, ein solches Haus zu bauen. Allerdings wurde er erst 1611 Blomberger Bürger. Jedenfalls könnte zu ihm als ehemaligem Förster durchaus die geschilderte Bildszene passen, und die Figuren auf den Giebelständern wären nicht als Landsknechte, sondern vielleicht als Jagdgehilfen anzusehen. Stükenbergh lieh sich 1619 1000 Th. von der Stadt Blomberg.
Da er das Geld nicht zurückzahlen konnte, ging das Haus 1634 in den Besitz des Höxterschen Bürgers Steinwart über, bei dem die Stadt die Leihsumme aufgenommen hatte.
Um 1642 muß es dann Cordt Höcker, ein Sohn des Bürgermeisters Johann Höcker, übernommen haben.
Er wurde im Mai 1644 Bürger und heiratete die sicher nicht unvermögende Anna Maria Theopold, Tochter des Pastors Abraham Theopold und Schwester des Kaufmanns Berendt Simon Theopold.
Aus der Ehe gingen recht gelehrte Kinder hervor, z. B. Johann Jodocus Höcker, zu nächst Rektor der Blomberger Lateinschule, später Bürgermeister, und Henrich Bernhard Höcker, Pastor zu Feldkirch und Gründer des für die Familie so segensreichen Höckerschen Stipendiums.
Der letzte Besitzer namens Höcker (Friedrich Conrad Höcker, Bürger 1790) machte Schulden bei Bürgermeister August Böhmer, der das Haus schließlich in seinen Besitz brachte.
Böhmers Tochter Emilie heiratete 1854 den aus Lemgo stammenden Arzt Dr. Ludwig Theopold, der im Hause bis 1896 seine Praxis hatte.
Im Volksmund heißt das Haus deshalb bis heute „Doktorhaus".
Weitere Besitzer waren ab 1916 Oscar Machold, 1918 August Recker, 1921 August Huneke.
Bleibt zu erwähnen, daß der Besitz inklusive der dazugehörigen Ländereien und Holzungen im Jahre 1595 für insgesamt 4670 Tl. von der Stadt gekauft worden war und zwar von den Brüdern Johann und Christoph von Friesenhausen und deren Vetter Tönnies von Friesenhausen.
Folglich handelte es sich bei dem Hof um ein ehemals adliges Burgmannlehen, das im übrigen früher als ,,Niederer Hof" bezeichnet wurde. Die von Friesenhausen müssen in der Stadt eine ähnlich bedeutende Rolle gespielt haben wie die von Donop:
Beide Familien hatten in der Martinikirche ihre eigenen Kirchenstände und vermutlich auch Erbbegräbnisse.
Postkarte
Blomberg (Kuhstraße 42) nicht bei Rolf
I H |
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A M |
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ANNO 1709 |
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B G |
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L K |
Foto: © Herbert Penke 2008
Blomberg 244 (Langer Steinweg 42)
Wetterfahne aus dem Jahre 1825 mit dem Namen H. Gerdt, der
1785 Bürger wurde.
Initialen in Kartuschen:
JHHG und AMGK
Blomberg 254 (Langer Steinweg 38)
Interessanter Dreiständerbau mit zusätzlichem Obergeschoß. Ungewöhnlich die Verstrebungen.
Die Inschrift über dem Torbogen konnte nach Freilegung nur mühsam entziffert werden:
WER GOTT VERTRUT HAT WOLGEBAUET IM HIMMEL UND AUF ERDEN
. WER SICH VERLAST AUF JESUM CHRIST DEN WIRT DER HIMMEL
WERDEN . HENRICH WILHELM VONDEY UND LOWISE ELEONORE
POOLS. HABEN DIS HAUS BAUEN LASSEN ~~ ANNO 1741
Foto: © Herbert Penke 2012
Vondey war Weißgerber, wurde 1741 Bürger und heiratete L. E. Pool am 11. 7. 1741. Das Haus dürfte nur wenig später erbaut worden sein.
Blomberg 269 (Langer Steinweg 8)
Inschrift am Vorgängerbau von ca 1580:
Erkenne Gott und ruf In an in allemwas du begerstzu thunso wird er deine Anschläge mit Fleis regirn das
du erlangest Preis fruh undt spat. Hilf Gotts Gnad
Postkarte: Archiv Heinz-Walter Rolf
Das Brinkviertel
Blomberg 276 (Langer Steinweg 1),,Kaiserhof"
Letzter Blomberger Bau mit Nachklängen der Spätrenaissance aus dem Jahre 1688. Mächtiges Vierständerhaus mit Utlucht. Anbau aus dem 16. Jahrhundert über Gewölbekeller. In den Spitzen beider Giebel Rankenschnitzerei, Querbalken mit Perlrundstab. Über dem ehemaligen Dielentor die Inschrift:
JOHAN ENGELBERT HOCKER . ANNA DOROTHEA ELISABETH PIDERIT .
ANNO CHRISTI 1688 DEN 16. MAI.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Alte Ansichtskarte
Erster nachweisbarer Besitzer der Hausstätte war Bürgermeister Johann Höcker (Bürger 1611). Von dessen Sohn Johann, Richter in Blomberg, ging der Besitz an den Enkel Johann Engelbert über, der sein Glück zunächst als „Waldeckischer Küchschreiber zu Varenholz" bzw. als Brauverwalter zu Pyrmont versucht hatte.
Johann Engelbert Höcker wurde am 16. 5. 1688 Blomberger Bürger und heiratete im selben Jahr Anna Dorothea Elisabeth Piderit, Tochter des Kaufmanns und Secretarius Christoffel Piderit (Langer Steinweg 17), Schwester des Christoph von Piderit (Pideritplatz 4).
Nach Höckers Tod heiratete sie 1699 den Cornett Friedrich Theopold, der später Bürgermeister wurde, wie auch sein Sohn und Erbe Johann Philipp Theopold. Seit Mitte letzten Jahrhunderts wird in dem Hause eine Gastwirtschaft betrieben.
Blomberg 277 (Langer Steinweg 3)
1907 abgebrochen
ANNO DOMINI 1572
Bild: Archiv Heinz-Walter Rolf
Blomberg 278 (Langer Steinweg 5)
Der 1972 abgebrochene Vorgängerbau stammte aus dem Jahre 1658. Neben schönen Zierschnitzereien trug ein Balken die Inschrift:
Wer Wasser und Brodt, Kleder und Haus hat, damit hat er seine Notdurft ANNO 1658
Von 1874 bis 1898 befand sich hier die Blomberger Post.
Blomberg 283 (Langer Steinweg 15)
Im Giebeldreieck geschnitztes Bild eines Schafhirten.
Ein „sprechendes" Bild, denn der Erbauer des Hauses war Bürgermeister Philipp Henrich Schäfer (Bürger 1746).
Blomberg 284 (Langer Steinweg 17)
Repräsentativer Bau eines Kaufmanns, laut Überlieferung aus dem Jahre 1657. Reich beschnitzte Schwellen und Füllhölzer mit Zahnschnitt, Perlrundstab, Akanthus, Beschlagmuster, Rähme ebenfalls mit Zahnschnitt. Schöne klassizistische Eingangstür vor ehemaliger Mitteldiele. Auf den Torständern in Zierschildern die Initialen
ANNO 1657
H S und G S.
Der Erbauer des Hauses war der Kaufmann (Höcker) Hans Piderit (geb. um 1600, gest. nach 1670), Sohn des Pastors und Verfassers der Lippischen Chronik Johannes Piderit. Ehefrau G S (laut Überlieferung Gertrud Schlüter) starb 1660.
Blomberg 285 (Langer Steinweg 19)
Rückwärtiger Anbau mit dem Torbogen des 1884 abgebrannten Hauses. Namen:
Johann Panssen undt Catrinna Meggers . Anno Domini 1629 .
Panse war Brauer und Bäcker, Bürger 1603.
Blomberg 288 (Langer Steinweg 23)
,,Haus Stichweh"
Neben dem Haus Kuhstraße 38 bemerkenswertestes Blomberger Bürgerhaus, erbaut in direkter Nachfolge des vorigen. Einziges Blomberger Haus mit Steinunterbau. Sämtliche Querhölzer des vierstufigen Giebels sind reich beschnitzt mit Zahnschnitt, Perlrundstab, Akanthus, Beschlagmuster, Girlanden, Kreiswellen; Füllhölzer in der Girbelspitze mit feinem Perlband die ganze Pracht der späten Renaissance! Sehr wirkungsvoll die herausstehenden Holznägel. Auffallend kräftige Ständer. Hohes Erdgeschoß und verhältnismäßig niedriges Zwischengeschoß, ehemals mit durchgehender Mitteldiele. Der rundbogige Torbogen mit flachem Gewändeprofil, darüber ein Werkstein mit der Jahreszahl 1613, den Initialen H S und M E und den zugehörigen Familienmarken.
Über dem linken Schaufenster Werkstein mit der Jahreszahl 1573, Hausmarke in Lorbeerkranz, Steinmetzzeichen und dem Namen Johan Schrode (Schröder). Schröder war vermutlich, wie sein Sohn, Kauf- und Handelsmann (geb. um 1534, gest. um 1603). Sohn Henrich Schröder hat das Haus 1613 errichten lassen. Er wurde 1603 Bürger, war zeitweise Bürgermeister. Der Hausmarke seiner Frau nach zu urteilen war sie eine geborene Edler. Deren Sohn Johann (Bürger 1646) starb vor 1660, die Witwe verkaufte das Haus 1671 für 820 Rtl. an den Barntruper Amtmann Johann Hermann Wasserbach (Waterbecker). Nach seinem Tode im Jahre 1680 gelangte es an dessen Sohn Ernst Casimir Wasserbach (1664 - 1709), Fürstl.-Hess., Grfl.-Schaumb.-Lipp. und Grfl.-Lippe-Brakescher Rat, 1707 Amtmann in Blomberg. Sein Grabstein aus der Martinikirche steht heute vor dem Niederen Hof in Brake, den er erbaute.
Weitere Besitzer waren der Grfl.-Lipp. Waldvogt, Förster und Erbkrüger zu Schieder Georg Christoph Falckmann (heiratete 1694 Tochter des Ernst Cas. Wasserbach), sein Sohn Ferdinand (1698 - 1778), Förster in Siekholz, Carl Friedrich Barckhausen (1751 - 1804) aus Salzuflen, Kaufmann, und nach weiteren Besitzern 1860 Conrad Friedrich Stichweh aus Bremke (zahlte 2700 Rtl.) und 1901 dessen Sohn Friedrich Louis. 1932 durch Versteigerung an Herbert Pawelzik, seit 1956 Walter Albert.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Bild: Archiv Heinz-Walter Rolf
Blomberg 289 (Langer Steinweg 25)
WER GOTT VERTRAUT HAT WOL BEBAUT IM HIMMEL UND AUF ERDEN WER SICH VERLEST AUF JESUM CHRIST DEM SOLL DER HIMMEL WERDEN DARUM AUF DICH AL HOFNUNG ICH GAR STEIF UND FEST TU SETZEN
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 293 (Langer Steinweg 33)
Nach verheerendem Brand im Frühjahr 1978, bei dem die Giebelfront dank vorbildlichem Einsatz der Feuerwehr fast unversehrt erhalten blieb, wieder aufgebaut. Schmuckformen ähnlich denen der Häuser Langer Steinweg 17 und 23. Im Unterbau stark verändert, ehemals Seitendiele rechts mit Inschriftresten. Im dreistöckigen Giebel auffallend starke Ständer. Besonders reizvoll ist die Gestaltung der Füllhölzer an der oberen Giebelschwelle. Rechts und links finden wir Muster, die man als Tintenfischornamente ansprechen könnte. Die mittleren zwei Füllhölzer enthüllen den Sinn ihrer Darstellungen erst bei näherem Hinsehen. Links sehen wir zwei einander zugewandte Vögel, die je ein Junges mit aufgesperrtem Schnabel füttern, rechts befinden sich zwei ebenfalls spiegelbildlich angeordnete gewundene Schlangen. Der Symbolgehalt beider Figuren ist kaum zweifelhaft. Die ihre Jungen fütternden Vögel symbolisieren das erwachende und erhaltende Leben, die Schlangen bedeuten als uralte Sinnbilder des Bösen Tod und Untergang. Da ließe sich trefflich ein Zusammenhang konstruieren zwischen diesen Bildern und dem jüngsten Geschick des Hauses!
Errichtet wurde das Haus von dem ,,Kramer mit Kauffung" Tönnies Meyer, der 1622 Bürger wurde. 1640 wird der Wert des Hauses mit 400 Rtl. angegeben. Nach Meyers Tode 1670 gelangte es durch Einheirat an den aus Nieheim stammenden Kaufmann Balthasar Brautlacht (1636 - 1712), dann ebenfalls durch Einheirat 1705 an Johann Berendt Recker alias Stork. Seitdem hatten genau 200 Jahre lang Reckers dieses Haus in Besitz. Sie waren allesamt Bäckermeister und hatten so manches Blomberger Ehrenamt inne, vom Armendechen und Ratsherrn bis zum Lohnherrn und Amtsdechen. Im Jahre 1905 verkaufte Karl August Recker, der Landwirt wurde, an den aus Mossenberg stammenden Bäckermeister Karl Reineke (1880 - 1964). Von seinem Schwiegersohn Karl Knoll ging das Haus schließlich an den jetzigen Besitzer Karl Heinz Knoll über, dem für die Erhaltung des Giebels nicht genug gedankt werden kann. Sein und seiner Frau Namen zieren jetzt das im Giebeldreieck angebrachte Füllholz.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 294 (Langer Steinweg 35)
Ehemalige Inschrift:
WAS DU HEUTE THUN KANNST SPAR NICHT AUF MORGEN
VERTRAU DEN HÖCHSTEN GOTT UND LAS DEIN ÄNGSTIG SORGEN
SEY FLEISIG IN DEINEM BERUF UND BÄHTE JEDEN UND NACHT
SOWIRD VOM hIMMEL DIR DER SEGEN ZUGEBRACHT.
Blomberg 295a( Langer Steinweg 37)
wieder eingebauter Torbogen
Johann Henrich Obenhausen
Isabella Johanna Sophia Meiers 1776
Foto: © Herbert Penke 2008
Blomberg 296a (Weinberggasse 4).
An die Stadtmauer gebautes Haus, wie das am Niederen Tor gelegene ehemalige Pförtnerhaus (früher Polzin).
C*B |
CHRISTOFFER BONMAN UND MAGDALENA |
MB |
ELIESABET BRACHT . ANNO 1697. |
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Bonemann, Sohn des aus Lügde stammenden Barthold Bonemann, wurde 1684 Bürger.
Er heiratete die Tochter des Braumeisters Johann Bracht Magdalena Elisabeth am 28. 4. 1686.
Blomberg 304 (Brinkstraße 4)
WER GOTT VERTRAWET HAT WOLGEBAWET.
Foto: © Herbert Penke 2012
Bemerkenswert durch die Fächerrosetten, die in Blomberg sonst nur an der Burg und am Amtshaus erscheinen. Folglich müßte das Haus aus dem 16. Jahrhundert stammen, was jedoch zweifelhaft ist. Eher ist an die Wiederverwendung der Schnitzbretter beim Neubau des Hauses zu denken. Ein alter Balken, der bei einem Umbau des Hauses senkrecht als Ständer benutzt worden war und inzwischen verschwunden ist, trug den Namensrest
. . RNHART WA . . ,
was Bernhart Wähle geheißen haben mag. Dieser wurde 1645 Blomberger Bürger.
Blomberg 305 (Brinkstraße 6).
Kleines Handwerkerhaus mit hübschen Zierbrettern, auf denen Rose und Stern angebracht sind. Eine Blumenvase hat zwei stilisierte Rosen als Blumen. Name:
JOHAN HENRICH CHRISTOF GEHRT .
ANNO 1810.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Gehrt wurde 1805 Bürger, heiratete Amalie Krüger aus Maspe.
Blomberg 307 (Brinkstraße 10)
JOHAN HERMAN SCHWANEUS UND ANNA ILSABEIN LALKENS ANNO 1722
Blomberg 308 (Brinkstraße 12)
Sehr gepflegtes Vierständerhaus, das mit seinen Ziermustern ebenfalls noch Spätformen der Renaissance aufweist: Zahnschnitt an den Rähmhölzern, Füllhölzer mit Akanthus und Blattranken, Schwellen mit Blattranken und Girlanden, hübsches Giebeldreieck. Besonders schön geschnitzt die Torständer mit Blattranken und Blumen. Ebenfalls auf den Torständern zwei zierlich dekorierte Schilder je mit einer Rose, rechts das Monogramm A M W, links ein für Blomberg einmaliges Emblem, das zunächst schwer zu deuten ist.
Das Haus wurde 1681 gebaut von Anna Margarete Wulf und Simon Plöger, genannt Busch, ,,von Dalbern Möller". Als solcher heiratete er am 27. 5. 1672. Seltsamerweise heißt er in der Bürgerliste 1673 ,,Simon Busch, sonst genannt Kording, von Kordings Hoff zu Dalbern Vogtey Öhrlinghausen". Jedenfalls war Plöger/Busch/Kording Müller in der Niederen Mühle (Steinmühle), und daraus erklärt sich das oben genannte Emblem als Windmühlenflügel, obgleich die Niedere Mühle natürlich eine Wassermühle war.
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg 311 (Brinkstraße 7)
Haus mit leider fehlerhaft nachgeschnitzter. Inschrift: 1827 .
Text laut Rolf :
ERNST PAHNE . SOFIA CATRINA POHL HABEN DIESES HAUS ERBAUT.
Text heute:
ERNST FRIEDRICH HANKE UND SOFIA CATRINE POHL
HABEN DIESES HAUS BAUEN LASSEN ANNO 1821
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Das Haus erbaute Ernst Friedrich Christoph Hanke, der 1820 das Bürgerrecht erwarb. Werkstein über dem Kellerfenster mit den Initialen H W und der Jahreszahl 1658. Steht für Henrich Wibbeke (Bürger 1654).
Blomberg 313 (Brinkstraße 16)
JOHANN CONRATH HENRIG DIECKMANN
CHARLOTTE CATHARINE FRIDERICE ROHNEN . 1806
Foto: © Herbert Penke 2008
Foto (1970) Pahmeier in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Dieckmann war Rademacher bzw. Stellmacher, wurde 1797 Bürger, heiratete C. C. F. Rohne am 20. 10. 1797. In dem Hause lebten die Dieckmanns nachweislich von 1626 bis gegen Ende des 19. Jahrhunderts.
Blomberg 315 (Brinkstraße 9)
ANNO 1683
H*R*A*E*H*K
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 317 (Brinkstraße 13)
Was ihr bewundert betrachtet - lang war's zugedeckt und verachtet
was in Urväter Zeiten ein Meister gemacht, wir haben's wieder ans |
Licht |
|
gebracht |
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg 318 (Brinkstraße 15) nicht bei Rolf
Foto: © Herbert Penke 2008
Blomberg 324 (Im Siebenbürgen 3)
Haus eines Leinewebers mit der Inschrift:
|
JOHAN ARNOLD ENGERLING
UNDT ANNA MARIA GRAUTE |
|
ANNO |
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1707 |
Foto: © Herbert Penke 2012
Engerling wurde 1703 Bürger, heiratete am 6. 7. 1703. Sein Haus brannte nebst 10 weiteren Häusern am Brink und im Siebenbürgen am 2. 11. 1706 ab.
Wiederaufbau 1707, nachdem die Stadt die Bürger aller lippischen Städte mit Erfolg zu Spenden aufgerufen hatte. (Die Lippische Landesbrandversicherung wurde erst im Jahre 1752 ins Leben gerufen.)
Das Blomberger Rathaus
Ansichtskarte 1910
Blombergs Rathaus liegt, wie könnte es anders sein, in der Mitte der schönen alten Stadt und erfüllt noch heute seinen ursprünglichen Zweck als Zentrum der städtischen Verwaltung, als Tagungsstätte des Rates und seiner Ausschüsse, als Anlaufstelle für alle Bürger, die hier ihre Sorgen und Wünsche vorbringen möchten, auch als Empfangshalle für viele in- und ausländische Gäste, die jahraus, jahrein der Stadt Blomberg ihren Besuch abstatten. Dennoch hat auch dieses Rathaus im Laufe der Zeit manche althergebrachte Tradition verloren. Im großen Saal werden keine Hochzeiten mehr gefeiert, im alten Gewölbekeller wird kein Bier mehr gezapft, kein Wein mehr getrunken - außer vielleicht von städtischen Angestellten, denen hier ein Aufenthaltsraum eingerichtet wurde - der Stadtrichter spricht hier nicht mehr Recht über die kleinen Sünder, die es auch in Blomberg gegeben hat, die Städtische Sparkasse hat längst eine andere Bleibe gefunden. Das Blomberger Rathaus wurde im Jahre 1587 errichtet, vermutlich unter Einbeziehung des bereits bestehenden Gewölbekellers, einem dreischiffigen, zweijochigen Raum von etwa 9x5 Meter Größe mit segmentbogigen Kreuzgratgewölben, die auf zwei niedrigen Säulen mit abgeflachtem Würfelkapitell ruhen. Der zweistöckige Unterbau von 17,60 m Länge, 10,90 m Breite und 8,00 m Höhe wurde ausweislich des auf einem Fenstersturz befindlichen Steinmetzzeichens und der hinzugefügten Initialen H R von dem Blomberger Maurermeister Hans Rade erbaut, von dem auch der Unterbau des Ostflügels der Burg sowie das Taufbecken in der ehemaligen Klosterkirche stammen. Ob das Fachwerk und die Zierschnitzereien von dem Meister Iggenhausen stammen, wie es Wilhelm Hansen, langjähriger Leiter des Lippischen Landesmuseums Detmold, für wahrscheinlich hält, kann nicht nachgewiesen werden.
Iggenhausen hat jedenfalls in ähnlichem Stil das Kornhaus in Schieder (jetzt Heimathaus des Landesmuseums) und den Fachwerkteil des Schlosses Oesterholz gestaltet. Die dem Marktplatz zugewandten drei Fachwerkgiebel, die dem Rathausbau sein charakteristisches Gepräge geben, wurden 1830 in schlichter Form erneuert. Der nördliche Anbau wurde 1904 vollendet, nachdem im Jahre 1902 der dort befindliche recht einfache Fachwerkanbau abgerissen worden war, eine Maßnahme, die damals die Gemüter der sparsamen Blomberger Bürger arg erhitzt hatte. Wahrscheinlich hat es an der Nordseite des Rathauses früher einen äußeren Treppenaufgang zum oberen Geschoß gegeben, wie er an zahlreichen Rathausbauten jener Zeit bis heute erhalten ist. Jedenfalls wurde auch das Treppenhaus 1904 vollständig erneuert und dabei eine in Stein gehauene Figur in halber Lebensgröße von hier in den unteren Eingangsflur versetzt, deren Bedeutung zu mancherlei Spekulationen Anlaß gegeben hat. Es handelt sich um die Darstellung eines Mannes in der Tracht der Renaissancezeit mit hohem Hut und Halskrause, die rechte Hand zur Faust geballt und die linke einen rechteckigen Gegenstand umfassend. Es ist zu vermuten, wie es schon Thelemann getan hat, daß die rechte Hand einst den Griff eines erhobenen Schwertes hielt, Zeichen der Gerichtshoheit der Stadt. Die Figur weist übrigens eine gewisse Ähnlichkeit mit der Darstellung eines Weinschenken am Schloß zu Barntrup auf, die etwa zur gleichen Zeit entstanden ist.
Was mag wohl Otto Preuß bewogen haben, in seinem Buch ,,Die Baulichen Alterthümer des Lippischen Landes" das Blomberger Rathaus als einen wenig ansehnlichen Bau von Fachwerk zu bezeichnen? Sicher war es ein vernachlässigter Anstrich oder ein allgemein schlechter äußerer Zustand. Man nimmt jedenfalls lieber Kenntnis von dem Urteil Karl Meiers, der das Rathaus eine Perle des lippischen Fachwerkbaus nennt und die Klarheit seines Aufbaus hervorhebt. Wer würde auch als Besucher der Stadt am Rathaus vorbeigehen, ohne sogleich zur Kamera zu greifen? Was für eine prächtige Kulisse bietet doch das Rathaus bei Veranstaltungen aller Art auf dem historischen Marktplatz, z. B. beim Schützenfest, wenn dort die festlich geschmückten Kutschen mit den Majestäten vorfahren oder die traditionelle Polonaise stattfindet!
Erstaunlich und ungewöhnlich zugleich ist zweifellos die dem Marktplatz zugewandte Schauseite des Rathauses, denn dem zweistöckigen Unterbau wurde vom Baumeister zunächst ein an sich funktionsloses Drempelgeschoß aufgesetzt zu dem einzigen Zweck, die drei darüber befindlichen Giebel in die richtigen Proportionen zum relativ hohen Unterbau zu bringen. Daß dies kein kleines Wagnis war, beweist die Tatsache, daß der Zimmermeister bei der Konstruktion der eigentlichen Giebelwand (zur Neuen Torstraße hin) in Schwierigkeiten geriet, denn dort wirkt das der Breite des Satteldaches angepaßte Giebeldreieck auf dem darunter befindlichen Drempelgeschoß tatsächlich „wie aufgesetzt". Um diese Disproportion in etwa auszugleichen, kam man auf die eigentümliche Idee, das Obergeschoß des Unterbaus ebenfalls - in der Breite des Giebels - in Fachwerk auszuführen, wobei die Reihe der Andreaskreuze unter den Fenstern einen überraschenden Abschluß bildet. Hier mag das Rathaus in Höxter Pate gestanden haben.
Der steinerne Unterbau an der Marktplatzseite „lebt" bei aller Schlichtheit von der wohldurchdachten Anordnung der aus gutem Grund farbig eingefaßten, zu zweien oder dreien gekoppelten Fenster, der leicht nach links verschobenen rundbogigen Eingangstür, des ebenfalls farbig gestalteten Sockels und des links von der Tür etwas abknickenden Gesimses. Gelungen auch die Anordnung der Wappen des Landesherrn Simons VI. und der Stadt Blomberg. Hinzu kommt unter dem Gesims die sehr sauber in Werkstein gemeißelte lateinische Inschrift mit der Jahreszahl der Erbauung: QVAERITE IVDICIVM SVBVENITE OPPRESSO IVDICATE PVPILLO DEFENDITE VIDVAM. ESAIAE I. VERITATEM TANTUM ET PACEM DILIGITE. ZACHARIAE VIIL ANNO REPARATAE SALUTIS 1587.
Foto: © Herbert Penke 2012
(Trachtet nach Recht, helfet dem Unterdrückten, schaffet dem Waisen Recht, führet der Witwe Sache. Rede einer mit dem anderen Wahrheit und schaffet Frieden. Im Jahre des wiedererstandenen Heils 1587). Eine weitere teils deutsche, teils lateinische Inschrift befindet sich, über die ganze Länge der Marktfront hingehend, am oberen Gebälk des Drempelgeschosses:
Wil tu gerne wissen, wen es wol stet, im Regimet glücklich zugeht, Wes
Bürger hahn dahin gebracht, nach Lieh un Einigkeit getracht. Einn jeder auch thut, was
ihm zukommt und ihme gehürt, keiner den andern ahn Leih und Gerüchte (Ruf) berürt. In Domino, si vis vincere, disce pati (Willst du überwinden, lerne im Herrn leiden). 1587.
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
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Hier wird die weise Erkenntnis deutlich, daß die Stadt nur gedeihen kann, wenn alle Bürger in Liebe und Eintracht miteinander leben. Gleichzeitig werden alle Bürger aufgefordert, sich mit dem zu begnügen, was ihnen von Rechts wegen zusteht, vor allem aber die leibliche und geistige Freiheit der Mitbürger zu achten. Derlei Mahnungen der Obrigkeit an die Bürger scheinen schon damals notwendig gewesen zu sein!
Was die Zierschnitzereien des weit über den Unterbau des Rathauses vorkragenden Fachwerkbaus betrifft, so folgte man hier in einer späteren Periode der Renaissance ganz anderen Stilvorstellungen als noch beim Bau der Burg und des Amtshauses. Es ist zu vermuten, daß hier wiederum Vorbilder aus dem Oberweserraum wirksam wurden, denn das am Blomberger Rathaus fast ausschließlich verwendete Zahnschnittdekor spielte zur gleichen Zeit etwa in Hannoversch-Münden eine beherrschende Rolle. Zweifellos ahmte man auf diese Weise im Holzbau Zierformen nach, wie sie sonst nur in der Steinbaukunst Verwendung fanden. Dies trifft auch auf die Stiele des Drempelgeschosses zu, die als flachgeschnitzte kannelierte Säulen modelliert wurden. Entsprechend geformte Säulen treten in Blomberg nur am Haus Kuhstraße 38 von 1606 noch einmal auf.
Erstaunlich ist die Vielfalt der Muster des an sich doch einfachen Zahnschnittdekors, vor allem an der Giebelseite des Rathauses, wo auch die konsolartig geformten Balkenköpfe, die vorgelegten Gebälke, welche die Geschosse oben abschließen, sowie die Brustgesimse im Zahnschnittmuster gestaltet sind. Sehr reizvoll nehmen sich an der Marktfront die zierlichen Knaggen in Volutenform aus, auf denen die vorkragenden Balkenköpfe des Drempelgeschosses ruhen. Der Schwellbalken zeigt verschiedene Formen von Perlrundstab. Die Giebelspitzen schließlich werden gekrönt von originellen Wetterfahnen, die sämtlich aus der Entstehungszeit des Rathauses stammen. Wie an der Marktfront des Rathauses finden sich beherzigenswerte Sprüche auch an der östlichen Giebelseite. Auf dem Rähmholz des Drempelgeschosses lesen wir:
GESCHENKE UNDE GAVE VORBLENDEN DE WYSEN VNDE DONEN EINEN THOEM (Zaum) IN DEN MVNDT DAT SE NICHT STRAFEN KONNEN. MENGE DY NICHT IN FROMDE SAKE VNDE SITTE NICHT BEIM VNRECHTE ORDEL. SYRACH XX XL
In diesem Falle eine Mahnung an Richter und Ratsherren (damals lagen Gericht und Verwaltung noch in einer Hand), sich bei der Urteilsfindung durch Geschenke nicht beeinflussen zu lassen, d. h. der Bestechung zu wehren. Weiter heißt es auf dem Balken, der das Obergeschoß des Unterbaus nach oben abschließt - diesmal wieder an die Adresse der Bürger gerichtet:
EIN IEDER MAN SY VNDERD ANICH DER UVERICHEIT DE MACHT AVER EN HAT WENTE (denn) DAR IS KEIN UVERICHEITDANALLEINEVANGADE.WOLDER(wer) SICK WEDERSETTET DE WEDERSTREBT GADES OR(nung). (Römer 13,1 und 2).
Foto: © Herbert Penke 2008
Diese Mahnung des Apostels Paulus an seine römischen Glaubensbrüder regelte bekanntlich bis in die neueste Zeit hinein das Verhältnis zwischen Regierenden und Regierten. Es fragt sich nur, ob denn wohl jede Obrigkeit der zusätzlichen Bemerkung des Paulus Beachtung geschenkt hat, sie sei Gottes Dienerin, dem Untertanen zugut.
Der 1904 vollendete Anbau des Rathauses paßt sich dem älteren Bau nicht einmal schlecht an. Ein Türmchen an der Nordostecke mit spitzem Dachhelm, teilweise in Fachwerk mit Renaissance-Imitation, belebt das Bild ebenso wie die Verwendung von rotem Sandstein und das umlaufende Gesims über dem Mittelgeschoß mit der Inschrift:
GRAF ERNST REGIERTE UNSER LAND, ALS DIESER BAU HIER NEU ERSTAND, DEM FUERSTEN TREUE UND
Foto: © Herbert Penke 2012
DEM REICH, DAS RECHT FUER HOCH UND NIEDRIG GLEICH, DEN
Foto: © Herbert Penke 2012
ARMEN SCHUTZ, DEM BÜRGER RAT, DER RATSCHLAG WEISE, FEST DIE TAT, DAS SEI SEIN WAHLSPRUCH FRUEH UND SPAT.
Foto: © Herbert Penke 2012
Das Innere des Rathauses betritt man heute durch die rundbogige Eingangstür an der Marktseite. Im unteren Flur befinden sich links eine sehr stilvoll gestaltete Darstellung der wichtigsten Daten und Ereignisse der Stadtgeschichte und die schon erwähnte Symbolfigur der städtischen Gerichtshoheit, rechts in einer Nische die Gedächtnisstätte für die Gefallenen beider Weltkriege. Früher diente das Erdgeschoß als Ratskeller und Wohnung des Kellerwirts, der auch die Ratswaage bediente. Anscheinend wurde der Kellerwirt alle vier Jahre nach Höchstgebot neu angestellt. Die Pacht war nicht gering; sie betrug beispielsweise 1709 200 Taler. Es verkehrten im Ratskeller allerdings vorzugsweise die begüterten Kreise der Bevölkerung, so daß ein Kellerwirt sicher auf seine Kosten kam.
Das Treppenhaus führt zu den Verwaltungsräumen des Anbaus und zu den zwei Sitzungszimmern. Das obere Fenster des Treppenhauses zeigt in farbiger Verglasung das Bild des Lippischen Regenten Graf Ernst zur Lippe-Biesterfeld mit dem Datum 11. November 1903 und dem Wahlspruch Gott und mein Recht. Um dieses Fenster hatte es im Jahre 1902 in der Stadtver-ordnetenversammlung schier endlose Debatten gegeben, da der Preis von 470 Mark vielen Abgeordneten zu hoch erschien. Lieber wollte man eine einfache Verglasung mit Einfassung aus Eisen: der Rathausanbau habe schon Geld genug gekostet. Der für die Bauleitung verantwortliche Landesbaurat Knoop ließ jedoch so schnell nicht locker. Immer wieder appellierte er an den Magistrat, doch bleiverglaste und künstlerisch gestaltete Fenster durch den Quedlinburger Glasmaler Ferdinand Müller einbauen zu lassen. Vergeblich. Auch ein Trick half Knoop nicht weiter. Er hatte nämlich das Oberlicht im Magistratszimmer - heute Amtszimmer des Stadtdirektors - auf eigenes Risiko bei Müller in Quedlinburg in Auftrag gegeben. Das Fenster fand dann auch allgemein Anklang bei den Stadtvätern, was aber die Fenster im Treppenhaus betraf, da blieben sie eisern bei ihrer Ablehnung.
Es ist nicht mehr bekannt, wer dann schließlich auf die Idee kam, wegen der Fenster bei der fürstlichen Regierung auf den Busch zu klopfen. Jedenfalls traf am 12. November 1903 ein Schreiben aus Detmold ein, das so manchen Abgeordneten mit stiller Freude erfüllt haben mag, da man nun sah, daß ein schönes bleiverglastes Fenster auch ohne übermäßige Strapazierung des Stadtsäckels zu haben war. Das Schreiben des Fürstlich-Lippischen Hofmarschallamtes vom 11. November 1903 (der Stil bedarf keines Kommentars) hatte folgenden Wortlaut: Im Höchsten Auftrage beehrt sich dem Magistrat das Hof marschall-Amt ergebenste Mitteilung zu machen, daß Seine Erlaucht der Graf-Regent gnädigst gewillt sind, für den nunmehr vollendeten Rathausanbau daselbst ein Treppenfenster in bunter Verglasung herstellen zu lassen. Seiner Erlaucht würde es zur großen Freude gereichen, zur künstlerischen Ausschmückung des stattlichen Bauwerks auch beitragen zu können, und hofft Höchstderselbe, daß die Stadt, mit welcher er Sich in Erinnerung an Höchstseine erlauchten Vorfahren, die daselbst so lange Zeit ihre Residenz gehabt und deren letzte Ruhestätten noch dort vorhanden, eng verbunden fühlt, diese Gabe als ein Zeichen Höchstseines besonderen Wohlwollens gern entgegennehmen wird. Seine Erlaucht haben den Herrn Baurat Knoop dortselbst beauftragt, das Weitere in Betreff Ausführung des vorgelegten und Höchster Seits genehmigten Entwurfs zu veranlassen und lassen bitten, demselben nötige Unterstützung zu Teil werden zu lassen.
Der Rathaussaal, ein fast quadratischer Raum von ca. 10 x 9,50 m Größe, wurde zuletzt 1967 gründlich renoviert. Bei der Aufnahme des Fußbodens fand man dabei die folgende interessante Mitteilung:
Dieser Fußboden ist gelegt im Jahre 1893 im Juli von Heinrich Schlingmann und seinem Sohn August und Wilhelm Köster mit seinem Sohn Ernst. Es war der Sommer, wo das Vieh verhungerte, denn es regnete den ganzen Sommer nicht. Wie wir diesen Fußboden legten im Juli 1893 hatten wir 40 Grat Hitze und den ganzen Sommer keinen Regen. Die Früchte wurden fast alle trokken. Bauherr war der Arc. K. Schlingmann aus Lübbek und Bürgermeister Böhmer. Bei Gelegenheit der Renovierung wurden 1967 die Deckenbalken neu mit Stukkatur versehen und zwar mit dem ursprünglichen Renaissance-Muster, wie es zufällig unter Putz an einem Balken des kleinen Sitzungssaales gefunden worden war. Der runde Tisch und die Sessel wurden von den einheimischen Firmen Helmhausen & Langemann bzw. Brede & Schwarz geliefert.
Den schönen Kamin erhielt die Stadt dankenswerterweise vom Lippischen Landesmuseum in Detmold, seine Ausmalung wurde 1979 nachgeholt. Der Kaminsturz zeigt die Wappen der Familien von Kerßenbrock (rechts) und von Alten (links), dazwischen eingemeißelt die Inschrift
„SORG NICHT ZUVIEL VOR DEIN LEIB, BETRACHT AUCH, WO DEIN SEELE BLEIB. Anno 1613".
Die Kaminwangen weisen an den Seiten Beschlagmuster der Spät-Renaissance auf, an den Sturzauflagen je einen Männerkopf mit Ring im „Maul" (was sonst Löwenköpfen vorbehalten ist!). Sie sind ansonsten bis zum Fuß sehr hübsch mit verschiedenen Dekors behandelt, wobei vor allem die Antlitze eines Mannes und einer Frau das Auge des Betrachters erfreuen.
Von kunsthistorischem Wert sind zweifellos auch die zwei aus der Burg hierhergebrachten gußeisernen Kaminplatten. Sie zeigen im oberen Teil die einem üppigen Renaissancegemälde nachempfundene Darstellung der Anbetung Jesu mit der Unterschrift Historia von der Geburth des Herrn Ihesu Christi. Lvas. Der untere Teil zeigt an den Seiten je in einem Medaillon den Kopf einer Königin und eines Kriegers (Dido und Äneas?) und dazwischen den Bibelspruch Also heft Got de Welt geleibet auf das er sinen einigen Sohn gab auf das alle de an in gelobe den nicht vorlaten werden sonderen das ewige Lebent haben. Johan 3. Einen weiteren bemerkenswerten Schmuck des Rathaussaales stellt der leider nur in einem Rest erhaltene Teil der ehemaligen Wandvertäfelung dar. Es handelt sich, was die Zierschnitzereien betrifft, auch hier um die Übertragung von Steinarchitektur auf Holz und zwar bis ins kleinste Detail, ob es sich nun um die kannelierten Pilaster, das fein geschnitzte oder in Intarsien verarbeitete Beschlagwerk, die rundbogigen ,,Fenster" in den Zwischenfachen oder das Zahnschnittmuster zwischen den zier-lichen Konsolen handelt. Besonders hübsch ist die kleine Tür, die sich zu einer dahinterliegenden Wandnische öffnet, in der früher sicher wichtige Dokumente verwahrt wurden. Sie trägt auf dem Fries unter dem Tympanon die Inschrift: V.D.M.I. AE. (Verbum Domini Manet in Aeternum) 1614.
Es ist eigentlich schade, daß man heute über die hochbegabten Kunsthandwerker jener Zeit so wenig weiß. Sie bekamen ihren Auftrag, lieferten ihr Werk ab, erhielten ihre Arbeit mehr oder weniger gut aus dem Stadtsäckel bezahlt und - gingen ihrer Wege. Vielleicht ergibt sich aber bei intensiver Durchforschung des recht umfangreichen Blomberger Stadtarchivs noch der eine oder andere Hinweis auf jene Menschen, die mit ihren künstlerisch-handwerklichen Fähigkeiten das schöne Bild der Stadt Blomberg einst geschaffen haben.
Das Stadtarchiv befindet sich heute wohlverwahrt im Untergeschoß des Rathausanbaus. Es wurde in den Jahren 1948/49, nachdem das kostbare Aktenmaterial seit undenklichen Zeiten völlig ungeordnet auf dem Dachboden herumgelegen hatte, von einem Angestellten des Detmolder Landesarchivs, Helmuth Riemann, sorgfältig gesichtet und nach modernen archivalischen Gesichtspunkten geordnet. Mit ziemlicher Sicherheit befinden sich historisch wertvolle Schriftstücke auch noch in den Händen Blomberger Bürger, die sich aber leider schwertun, das Material zur Einsichtnahme zur Verfügung zu stellen. Zum Schluß noch ein Blick auf die Fenster des Rathaussaales, über deren künstlerischen Geschmack man durchaus streiten kann. Immerhin geben auch sie Aufschluß über das Traditionsbewußtsein des damaligen Blomberger Stadtrats. Dargestellt sind auf den Oberlichtern der vier östlichen Fenster die Zunftzeichen der Leineweber, Schlosser, Schlachter, Bäcker, Tischler, Stuhlbauer, Schneider und Schuhmacher. Zum Markt hin folgen die Namen der Blomberger Bürgermeister mit der Angabe ihrer Amtsdauer: Karl Böhmer (1844 - 1848), Friedrich Theopold (1848 - 1850 und 1868 - 1870), August Böhmer (1870 - 1896), Ludwig Krüger (1896 -1904), Friedrich zur Nieden (1904 -1909), Willy Steinke (1909 - 1914), Curt Pönitzsch (1914 - 1917) und Rudolf Kottmann (1917 -). Seltsamerweise fehlt hier der Name August Böhmers (sen.), der von 1862 bis 1868 Bürgermeister war, und bei Friedrich Theopold hätte das erste Datum 1848 bis 1862 lauten müssen!
Neben dem Blomberger und dem Lippischen Wappen dürfen natürlich auch einige Sinnsprüche nicht fehlen, die sich vornehmlich an die Ratsherren richten:
Auf dem Rathaus sind nicht nütz
viele Worte ohne Witz.
Wenn du hörst, was einer klagt,
hör auch, was der Andre sagt.
Was helfen Wächter, Rat und Macht,
wenn Gott nicht selber schützt und wacht. Der neben dem Rathaussaal liegende kleinere Sitzungssaal wird heute für Ausschußsitzungen des Rates genutzt. Vor der Abtrennung eines kleinen Vorraums mit Garderobe und Teeküche war der Raum etwa 9,50 x 5,50 m groß. Hier tagte früher regelmäßig einmal in der Woche das Stadtgericht unter Vorsitz des Stadtsyndikus, nachdem die Eröffnung der Sitzung durch Trommelschlag auf dem Marktplatz angekündigt worden war. Da hin und wieder, vor allem bei schlechtem Wetter, das herrschaftliche Frei- und Gogericht zu Wilbasen in diesem Raum tagte, wurde er von den Bürgern auch Wilhasensaal genannt, eine Bezeichnung, die sich bis heute erhalten hat, obwohl das Gogericht schon 1777 aufgehoben wurde.
Blomberg Das Amtshaus
Foto: © Herbert Penke 2012
An der Südwestecke des Pideritplatzes, dort wo die schmale Zuwegung zur Burg mit ihrem holprigen Kopfsteinpflaster beginnt, liegt das sogenannte Amtshaus, das eigentlich richtiger Amtmannshaus heißen müßte. Denn hier wohnten seit der Erbauung des Hauses im Jahre 1572 die herrschaftlichen Verwalter des Amtes Blomberg mit ihren Familien.
Dieses Amt Blomberg umfaßte alle ehemals selbständigen Gemeinden der heutigen Stadt Blomberg unter Einschluß der Gemeinden Belle, Billerbeck, Schieder und Wöbbel. Im Jahre 1789 kam es zur Teilung in die Ämter Blomberg und Schieder. Letzterem wurden die Gemeinden Belle, Billerbeck, Tintrup, Reelkirchen, Herrentrup, Wellentrup, Höntrup und Obersiebenhöfen angegliedert. Das Blomberger Amt blieb schaumburg-lippisch bis zur Wiedereingliederung in das Fürstentum Lippe im Jahre 1839. Das Amtshaus selbst blieb, wie die Burg und einiger Landbesitz, in den Händen des bückeburgischen Fürstenhauses, bis es im Jahre 1962 von der Stadt Blomberg erworben wurde und seitdem öffentlichen Zwecken dient.
Ein Amtmann oder Drost, wie er häufig genannt wurde, hatte eine Unmenge von Aufgaben zu erfüllen. Zitiert sei hier ein Auszug aus der Dienstordnung für den Amtmann des Amtes Schieder Johann Friedrich Wippermann aus dem Jahre 1790: Der Amtmann hat als Justizheamter die Beschwerden und Anliegen der Amtsuntertanen anzuhören, zu Protokoll zu bringen, die Parteien gütlich zu vergleichen suchen oder nach Recht und Billigkeit zu bescheiden. Wöchentlich soll er Amtsaudienzen halten und dort auch die Eheverschreibungen zu Protokoll nehmen. Bei Jagd-, Fischerei- und Forstsachen hat er die Jagdbedienten zuzuziehen. Um die Beschaffenheit aller Haushaltungen kennenzulernen, hat er baldigst eine Visitation vorzunehmen. Besondere Aufmerksamkeit hat er den landesherrlichen Gerechtsamen zu schenken. Seine mancherlei Aufgaben als Hebungsbeamter werden ihm besonders ans Herz gelegt. Über alle Einnahmen und Ausgaben hat er ein ordentliches Manual zu führen, welches alljährlich der Rentkammer zur Prüfung vorzulegen ist. (Zitat nach: Wilhelm Süvern, Die Brüder Johann und August Wippermann, in Lipp. Mitt. aus Gesch. und Landeskunde, 1978, Band 47, S. 43 f.) Kurz gesagt hatte der Amtmann alle rechtlichen und finanziellen Interessen des Landesherrn, aber auch der Untertanen zu vertreten und im Amt für Ordnung zu sorgen. Dies wird mit dem entsprechenden Nachdruck wohl durchgesetzt worden sein. Der letzte bückeburgische Amtmann in Blomberg war der Amtsrat Carl Friedrich Ernst Bömers, dessen Nachfahren bis 1938 im Amtshaus am Pideritplatz gewohnt haben. Eine Urenkelin Bömers, Änne Hesse geb. Herzer, die ihre Liebe zu Blomberg auch in der Fremde nie aufgegeben hat, schreibt in ihren Erinnerungen an das Blomberger Amtshaus unter anderem: Ich träume als Kind mich zurück _ ziehe an der mit einem Messinggriff versehenen Schelle der grüngestrichenen alten Tür, und nach einem etwas blechernen Geläute wird mir auf getan. Ich trete in einen Flur mit großen braunen Steinen, der geradeaus einen für mich faszinierenden Blick durch einen kleinen überdachten Gang in die Küche und auf Kupfer- und Messinggeräte hatte.
Vom Flur ging es rechts in ein kleines Empfangszimmer mit Biedermeier-Mobiliar. Der runde Mahagonitisch stand auf einem reizenden Teppich in bleu Kreuzstichmuster mit Fransen. Zwei kleine Sesselchen _ Rokoko _ befanden sich auf dem ,,Thrönchen" vor dem Fenster. Zur näheren Erläuterung: Ein ,,Thrönchen" war ein erhöhter Sitzplatz, der bessere Sicht aus dem Fenster gewährte, von hier wurde durch die ,,Luftscheibe" einem evtl. Bettler ein Obulus gereicht. Nach der Beschreibung weiterer Zimmer des Erdgeschosses heißt es dann: Ehe man zurück in den Flur ging, passierte man die Tür zum Keller, zu dem man mit einer Kerze über eine kleine Wendeltreppe hinuntergehen mußte. Der Keller war mir unheimlich, denn er hatte eine zugemauerte Tür, die früher in einen unterirdischen Gang geführt haben sollte. Wie die Sage berichtet, soll dieser Gang bis zum ,,Hurn" gegangen sein, einem ferngelegenen Walde. Unter der Treppe war ein Verschlag mit einer Tür, in welchem früher zwei Dienstmädchen geschlafen haben sollen. Die Treppenstufen, ein wenig schief, bestanden aus breiten Eichenbohlen. Es war eine herrliche Treppe, zum Hinauf- und Hinunterturnen. Unten war ein dicker Knauf. Oben, von dem geräumigen Vorplatz aus, führte eine Tür in ein kleines Zimmer mit Sofa, Tisch und Tafelklavier, eine andere in ein kleines Appartement mit Wohn- und Schlafzimmer. Nach vorn hinaus, mit Blick auf den Pideritplatz, lag der Saal, der wohl den Namen Saal verdiente, denn es konnten dort Hochzeiten mit 30 Personen und mehr gefeiert werden. Im Winter war dies unser Schlafzimmer, weil er einen Kachelofen hatte und zwischen zwei anderen Schlafzimmern lag. Er hatte übrigens breite, weißgescheuerte Eichenbohlen als Fußboden, die ich mit nackten Füßen nicht betreten durfte wegen der evtl. Holzsplitter. Dieser Beschreibung nach muß also das alte Amtshaus recht behaglich eingerichtet gewesen sein, seinem Äußeren nach ist es jedenfalls nach dem Urteil vieler Kenner eines der schönsten Fachwerkhäuser im ganzen Lipperland. Karl Meier bemerkt, es werde unter allen Holzbauten des Landes von keinem an Sauberkeit und Anmut des Schnitzwerkes übertroffen.
Der schon zitierte Kunsthistoriker Otto Gaul hebt mit Bewunderung hervor, wie sehr sich der künstlerische Ausdruck auch bei eng verwandten Bauten desselben Meisters (Barthold Sander aus Horn) wandeln könne, was durch einen Vergleich des Amtshauses mit dem um drei Jahre älteren Ostflügel der Burg deutlich werde: Das Fachwerkgeschoß des Ostflügels wird bestimmt durch die zwei breiten Zierfriese an der Brüstung und über den Fenstern, wobei die Ständer aus den Fächern herauszuwachsen scheinen. Am Amtshaus dagegen werden die Einzelformen so klar und prägnant herausgestellt, daß die bandartige Wirkung als Dekorationszone verlorengeht. Das trifft besonders auf die Brüstungen zu, an denen auf jedes vegetabilische Füllornament verzichtet ist und in denen die Fächer auf die Brüstungsbretter rücken, so daß nun die Ständer als tragende Glieder von unten nach oben klar in Erscheinung treten, eine Anordnung, wie sie sich in der Folgezeit allgemein durchsetzte.
Anders als beim Ostflügel der Burg handelt es sich beim Amtshaus nicht um Halbkreis-, sondern um Dreiviertel-Rosetten, so daß dem Schnitzmeister die Möglichkeit gegeben war, das Zentrum der Fächer im vollständigen Kreis zu gestalten, was im Grunde die zufriedenstellendere Lösung darstellt. Entsprechend konnte der Meister jetzt neben rein geometrischen Ziermustern z. B. auch vollständige Wappenbilder, wie Rose, Stern und Nesselblatt im Zentrum der Fächer unterbringen. Anders als beim Ostflügel der Burg sind hier auch die Friese über den Fenstern gestaltet. Während die Blattranken an der Burg sich relativ frei auf den Balken ausbreiten dürfen und sich bis in die Ständer hinein fortsetzen, sind hier die Motive streng und fast starr in eine doppelte Wellenranke mit daraus entstehenden Kreisen eingeordnet. Es ergibt sich daraus aber die Notwendigkeit bzw. Gelegenheit, Einzelornamente in die Kreise hineinzukomponieren, wovon der Schnitzmeister mit außerordentlicher Phantasie reichlich Gebrauch machte. Neben Blättern, Trauben, Rosen und Sternen gibt es ein Gesicht im Strahlenkranz, ein bärtiges Gesicht mit auffallend abstehenden Ohren und sogar einen Kopf mit Narrenkappe. Ansonsten sind auch hier, wie an den acht Fachen der Nordwand, Schwellbalken und Füllhölzer mit den verschiedenartigsten Mustern von Perlschnürrollen versehen, die einen fast unglaublichen Reichtum an künstlerischen Einfällen darbieten. Sehr edel gestaltet ist auch der wiederum dreistöckig gegliederte Giebel des Amtshauses. Sein unterster Schwellbalken zeigt links ein Blattrankenmuster, rechts daneben einen Kopf mit Engelsflügeln und dann die Inschrift:
Von Gottes Gnad Symon Graffe und eddele Herr zur Lippe. ANNO DOMINI 1572.
Foto: © Herbert Penke 2012
Darüber befindet sich anstelle einer Rosette das volle Wappen des Grafen, rechts und links von je einer kannelierten Säule mit korinthischem Kapitell flankiert. Recht harmonisch wirkt die Brüstung des zweiten Giebelgeschosses, wo der Künstler neben die zwei großen Fächer je einen kleinen Fächer setzte, während in der Giebelspitze eine kleine Halbrosette den krönenden Abschluß bildet. Relativ unbedeutend ist der angeblich aus der Zeit um 1700 stammende südliche Anbau des Amtshauses, mit Schnitzwerk lediglich an den Füllhölzern. Über der Eingangstür ist die Jahreszahl 1914 angebracht. Vermutlich wurde in diesem Jahre lediglich dieser Eingang neu geschaffen.
Zum Burgbereich gehört auch noch die sogenannte Niederburg, früher die herrschaftliche Meierei, bevor diese im Jahre 1808 in das Diestelbachtal verlegt wurde. Auf einem Pfosten der Toreinfahrt befindet sich das Wappen des Grafen Casimir zu Lippe-Brake (1657 - 1700) und seiner Gemahlin Amalia geb. Gräfin zu Sayn-Wittgenstein aus dem Jahre 1679. Den Blombergern ist dieser Teil der Burg als Gronemanns Gärtnerei bekannt. Hier legte der 1805 als schaumburg-lippischer Drost nach Blomberg berufene Regierungsrat Christian Freiherr von Ulmenstein eine Nelkenzucht an, die sich bald eines besonderen Rufes erfreute. Nach Ulmensteins Tode am 28. 4. 1840 setzte der Gärtner und Amtspedell Friedrich Vöchting das begonnene Werk fort. Unermüdlich, bis zu seinem Tode im Jahre 1874, züchtete Vöchting immer neue Nelkensorten, fertigte Kataloge an, in die er sorgsam die Blütenblätter einklebte, und machte Blomberg als Nelkenstadt weithin berühmt. Unter seinem Nachfolger Karl Gronemann eroberte sich die Blomberger Nelkenzucht sogar ausländische Märkte, bis der 1. Weltkrieg hier eine harte Zäsur setzte. Friedrich Vöchtings Sohn Hermann, am 8.2. 1847 in Blomberg geboren, wurde als Professor der Botanik einer der berühmtesten Söhne seiner Heimatstadt. Nach Tätigkeiten in Bonn und Basel wurde Hermann Vöchting ordentlicher Professor an der Universität Tübingen, wo er 1902 in den persönlichen Adelsstand erhoben wurde. Hoch geehrt und geachtet starb er in Tübingen am 24. 11. 1912. Die Stadt Blomberg ehrte ihn im Jahre 1953 durch die Benennung einer Straße in Vöchtingstraße.
Tür am Amtshaus
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Foto: © Herbert Penke 2012
Foto: © Herbert Penke 2012
Die Burg
Foto in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Steinmetzzeichen
Foto 1950 Meier-Böke, in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
CALEB JOSVA
Foto: © Herbert Penke 2012
Zeichnung Emil Zeiß, in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Auslucht des Hermann Wulff von 1569
Foto: © Herbert Penke 2012
VON GOTTES GNADEN
SIMON GRAF UND EDEL
DEL HERR ZUR LIPPE
ANNO 1569
Foto: © Herbert Penke 2012
Sonstige
Kirche
Zeichnung Emil Zeiß, in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg Huxwiedestr. 29
Arbeit ist des Bürgers Zierde. Segen ist der Mühe Preis
Vom alten Baum das Reis erblüht in voller Pracht
Erbaut 1937 Gebrüder Tappe
Foto: © Herbert Penke 2012
Im Leben geht's nicht ohne Kampf, denk nicht ihn zu verweiden, ring mit der Welt um deinen Platz und lerne dich bescheiden
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg Huxwiedestr. 30
Deutsche Kraft wird niemals sterben wenn die deutsche Treu lebt
Erbaut im Jahre 1933 von Hermann Brede und Hanne geb Niederbracht
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg Hohenrennerweg 9c
Erbaut im Jahre 1967 Blomberg - Lippe
Tue redlich nur das Deine, Tu's in Schweigen und Vertrauen, Rüste Balken, haue Steine - Gott der Herr hilft Dir bauen!
Foto: © Herbert Penke 2012
Blomberg Hausinschrift 1667
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg Hausinschrift 1611
SIMON TASTE FECIT ANNO 1711
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg Hausinschrift 1828
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HEINRICH ANTON KRÜGER CATARINA SCHÄFFERN
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ANNO |
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1828 |
Foto (1930) Wilhelm Pecher in Sammlung Lippischer Hausinschriften der Lippischen Landesbibliothek
Blomberg
Ach Gott,der du allmächtig bist,
Gieb uns, was nutz und selig ist.
Sammlung Wilhelm Süvern nach Prof. Dr. Weerth, "Lippische Hausinschriften" ("Blätter f.lipp.Heimatkunde" 1903,Nr.1-11)
Blomberg
Est foculus proprius multo pretiosior auro
Sammlung Wilhelm Süvern nach Prof. Dr. Weerth, "Lippische Hausinschriften" ("Blätter f.lipp.Heimatkunde" 1903,Nr.1-11)
In dieser Zusammenstellung fehlen teilweise noch die alten Hausnummern und die genealogischen Daten der Erbauer.
Vermutlich hat es weitere Inschriften gegeben.
Wenn Sie weitere Bilder, Texte oder Ergänzungen haben bitte eine E-Mail an den Webmaster.
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