Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V

Handgeschnitzte Familienstammbücher

Familienforscher erfassen die Torbögen-Inschriften lippischer Fachwerkhäuser

Lippische Landeszeitung vom 22.07.2009

In Eiche geschnitzt: Herbert Penke (rechts) und Wolfgang Bechtel vom genealogischen Arbeitskreis setzen auf einem Hof bei Detmold-Remmighausen die Inschrift des Torbogens mit ihren Aufzeichnungen in Zusammenhang. Foto: Doris Lüdeking

VON DORIS LÜDEKING

Detmold. Frommer Hausschmuck, Familien-Nachrichtenquelle, Prestigeobjekt: Geschnitzte Torbögen schmückten einst viele lippische Fachwerkbauten auf dem Land und in den Städten. Tausende sind der Vergangenheit verschwunden, jetzt bemühen sich Familienforscher um die Erfassung der restlichen Bögen.

Die Genealogen des Naturwissenschaftlichen und Historischen Vereins für das Land Lippe (NHV) arbeiten nun mit moderner Technik daran, die verbliebenen Zeugnisse für die Nachwelt zu erfassen. "Wir gehen davon aus, dass es um das Jahr 1900 rund 10 000 Häuser mit Torbögen in Lippe gab. Davon waren nach Erhebung aus dem Jahr 1970 noch gut 2500 übrig. Wenn wir also heute davon ausgehen können, dass kreisweit noch etwa 1000 Bögen vorhanden sind, ist das eine realistische Zahl", rechnet Hans-Christian Schall aus Lippspringe vor.

Die Bögen sind wie Familienanzeigen aufgebaut: Neben frommen Sprüchen wie "Wer Gott vertraut, hat wohl gebaut...", oder "Wo der Herr nicht das Haus baut so arbeiten umsonst die daran bauen...", finden sich der Name des Bauherren, meist der frühere Familienname der Ehefrau, deren Geburtsort, das Datum des Baus und der Name des Zimmermanns. Wobei sogar manchmal auf Recycling gesetzt wurde: Alte Bögen wurden auch wieder in neuen Fachwerkhäusern verbaut, oder die Gebäude transloziert. Das heißt: Die Fachwerkkonstruktion wurde abgebaut und das Haus an einer anderen Stelle wieder aufgebaut.

Ranken und Blumenornamente schmückten die Ständer links und rechts vom Deelentor. Dieser Schmuck, so erklärt Herbert Penke aus Horn, variierte innerhalb Lippes. "Es gibt selbst in den Dörfern viele verschiedene Formen", beschreibt der Diplom-Ingenieur. Das sei auf die unterschiedlichen Baudaten der Häuser zurückzuführen, aber auch auf die besonderen Vorlieben jedes Zimmermanns.

Erst mit dem Aufkommen der Steinbauten im 19 Jahrhundert verschwand der geschnitzte Torbogen. Aber nicht für die Gruppe der Heimat- und Familienforscher, die sich seit 1997 monatlich im Landesarchiv in Detmold trifft. Bereits 1969 gründete sich dieser "genealogische Abend". Im September findet das 450 Treffen statt.

Das Erfassen der Bögen ist angenehm. "Meine Frau und ich verbinden es mit einem Wochenend-Spaziergang", schildert Herbert Penke. "Dabei mache ich die Fotos der Torbögen." Die Inschriften werden aufgeschrieben, die Digitalaufnahme unter anderem im Internet veröffentlicht. Aber der Horner und seine Kollegen wissen, dass sie nicht die ersten sind, die solche Bögen erfassen. "Wir suchen auch historische Aufnahmen von Texten und Torbögen, die nicht mehr stehen ", sagt Penke.

Zum Inhaltsverzeichniß Torbögen