Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

Befreiung aus dem Schattendasein

Verein »1000 Jahre Bad Meinberg' möchte alte Grabsteine wieder in den Vordergrund rücken

VON PEGGY PFAFF

Erika Pollmann    
Ein Stück Heimatgeschichte: Erika Pollmann vor einem Grabstein der
Familie Mönnich, der sich auf dem Kirchhof der Bad Meinberger Kirche
neben zahlreichen anderen, zum Teil tief verborgenen Steinen findet.
FOTO: PEGGY PFAFF
 

Horn-Bad Meinberg (pep). An den äußersten Rand gedrängt, unter dichten Büschen versteckt und schwer zugänglich - die meisten Grabsteine auf dem Kirchhof der Bad Meinberger Kirche bleiben Besuchern und Interessierten seit vielen Jahren verborgen. Zu Unrecht, zeugen sie doch von der Geschichte des Ortes und den Menschen, die ihn geprägt haben.
Der Verein „1000 Jahre Bad Meinberg" hat deshalb beschlossen, die alten Steine wieder ans Licht zu holen. „Der Kirchhof diente den Bad Meinbergern bis Ende des 19. Jahrhunderts als Friedhof. Dann wurde aus Platzgründen der neue angelegt, und der alte geriet in Vergessenheit", erklärt sich Vereinsmitglied Erika Pollmann das Schicksal der alten Grabsteine.
Der älteste, der auf dem idyllisch-grünen Kirchhof steht, stammt aus dem Jahr 1713, doch es waren die Steine jüngeren Datums, die ihre Aufmerksamkeit erregten: „Hier findet sich zum Beispiel ein Grabstein der Familie Mönnich, die seit Mitte des 16. Jahrhunderts einen Hof in Bad Meinberg unterhielt."
Und auch die Grabsteine der letzten Vertreter aus der Familie Meyer-Erich stehen zwischen den Büschen: „Der Erichs-Hof, später auch Kochshof aufgrund des neuen Pächters genannt, ist praktisch die Keimzelle des Ortes. Er wurde erstmals 978 unter dem Begriff „curia meginbergen" als Zehnthof des Klosters Corvey erwähnt und befand sich dort, wo sich heu te der Heinrich-Drake-Platz erstreckt."
Wie Erika Pollmann mit Hilfe des Bad Meinberger Ahnenforschers Herbert Penke herausfand, handelt es sich um die Grabsteine von Heinrich Meyer-Erich (1858-1885) und seiner Mutter Sophie Meyer-Erich (1825-1882). Als Heinrich Meyer-Erich 1885 gestorben war, übernahm seine Schwester mit ihrem Mann, Pastor Julius Nacke, den Hof. Der Name Meyer-Erich verschwand.
In Abstimmung mit der Gemeinde und Pastor Rainer Schling will der Verein die historischen Grabsteine versetzen: „Wir wollen sie jeweils um wenige Meter nach vorn rücken, zum Wegrand hin", erklärt der Vorsitzende des Vereins, Thomas Platena. Vereinsmitglied Rolf Meiercord werde demnächst mit einigen Mitstreitern in ehrenamtlicher Tätigkeit die Grabsteine aus ihrem Schattendasein befreien, säubern und auf kleinen Sockeln am Wegesrand befestigen.
„Uns geht es darum, die Steine wieder stärker ins Bewusstsein der Bad Meinberger zu rücken", betont Platena. Dazu plane der Verein zum Beispiel, eine Legende am Heinrich-Drake-Platz anzubringen, die auf den Erichshof und die Gräber auf dem Kirchhof verweist.
„Sie sind ein Stück unserer Geschichte, das bewahrt werden sollte", ist Erika Pollmann überzeugt.

Lippische Landeszeitung vom 25. September 2008

 

 

 

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