Der Genealogische Abend 

Naturwissenschaftlicher und Historischer Verein für das Land Lippe e.V.

Gebeine im Chorraum

Katechumenen entziffern verwitterte Grabsteine an der Barntruper Kirche

Foto: Gröne

Barntrup (co). Tonnenschwer liegen sie neben der Kirche, restauriert, aber dennoch sind die Inschriften nur teilweise entzifferbar. Die Grabsteine, die vor vielen Jahren im Chorraum der Kirche lagen, haben jetzt die Katechumen der evangelisch-reformierten Kirchengemeinde versucht zu entziffern. Die Ergebnisse wurden in einer Mappe zusammengefasst.

Vortrag: Die Katechumenen berichteten im Schloss dem Ehepaar von Kerßenbrock, was sie herausgefunden hatte. Restauriert: Die sieben liegenden Grabsteine sind dem Wetter ausgesetzt und können nur noch teilweise entziffert werden.

"1968 bekam die Kirche eine Fußbodenheizung, so dass die Steine dann nach draußen gebracht wurden", berichtet Pastorin Viktoria Keil, die die Projektgruppe der 12- und 13-Jährigen leitet. Die Kirche selbst wurde nach einem Brand 1638 wieder aufgebaut.
Noch nicht klar ist, warum die Menschen im Zeitraum von 1726-1728 so häufig in der Kirche beigesetzt wurden. "Sie müssen etwas mit der Kirche zu tun gehabt haben", denkt die Pfarrerin. Schlossbewohner waren es in der Regel nicht, denn für die gibt es ein Mausoleum auf dem Mönkeberg.
Sieben Steine liegen neben der Kirche an der Mittelstraße, zwei sind an die Außenwand des Chorraums gelehnt. Der erste Stein gedenkt der "hochedlen und viel tugendreichen Frau Pastorin Lucia Henrietta Burggraefinne" 1726, die im Alter von 36 Jahren starb. Diese Daten belegt auch der Barntruper Kirchenbuch aus diesem Jahr. Sie war Ehefrau des Pastors Adolf Bernhard Burggraf.
Auch die Gebeine eines Kindes liegen vermutlich immer noch im Boden des Chorraums begraben, die des 16-jährigen Johan Staatz Stivarius, Sohn eines Pfarrers in Barntrup, der zuvor die Pfarrstelle in Sonneborn versehen hatte.
Porträt im Rittersaal entdeckt
Den ungewöhnlichen Namen Statz gab es auf einer weiteren Grabplatte: Statz von Wulfen, der mit Otilia von Haxthausen verheiratet war.

Foto: Gröne

Ein besonderes Erfolgserlebnis war es, das Portrait dieses Mannes im Rittersaal des Schlosses zu entdecken, und das Paar nebst Wappen fanden die Jugendlichen auf einer Wappentafel im Barntruper Schloss wieder. Das Ehepaar von Kerßenbrock-Krosigk hatte die Jugendlichen in den Rittersaal eingeladen, um vielleicht den einen oder anderen Namen auf den Ahnentafels oder Porträts wiederzufinden. Die Katechumenen überreichten die Mappe mit den gesammelten Inschriften und Fotos. "Ich finde es fabelhaft, was Ihr herausgefunden habt", lobte Isi von Kerßenbrock-Krosigk."
Vermutlich wurden auch zwei Ahnen der Familie in der Kirche begraben. 1553 wurde ein Arnd von Kerßenbrock auf dem Bosenwinkel von Ludorf von Wendt und Ernst von Mandelslo erschossen - ein Duell? Er wurde neben seiner Frau Elisa von Oeynhausen beerdigt.
Gern wüsste auch Viktoria Keil mehr, aber die Inschrift ist auf einigen Steinen kaum noch leserlich - vermutlich abgewetzt durch Schritte der Pastoren im Laufe der Jahrhunderte. Viele Fragen bleiben unbeantwortet.
Lippische Landeszeitung von 14.11.2007

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