Lippische Landeszeitung von 3.9.2009
Ein Drama in Frakturschrift
Streit um den Hof Niedermeier: Kiewnings Buch über den 300 Jahre alten Fall ist jetzt online verfügbar
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Spannender Stoff, 300 Jahre alt: Wolfgang Bechtel, Herbert Penke und Kurt Rohlfs
(von links) mit Kiewnings Buch. FOTO: LÜDEKING |
Von Doris Lüdeking
Die Anlage des Hofes Niedermeier
in Brüntrup bei
Blomberg wirkt heute idyllisch.
Vor mehr als 330 Jahren
war er Schauplatz eines Dramas,
das aus heutiger Sicht unvorstellbar
scheint.
Detmold. Es ist eine Geschichte
um die versuchte Zwangsverheiratung
der Witwe, Hofeigentümerin
und Bäuerin
Anna Magdalena Niedermeier
durch einen Nachbarn. Die
Bäuerin wehrte sich über acht
Jahre. Sogar gegen den Grafen
zur Lippe – und das erfolgreich
durch eine Klage vor dem damals
höchsten Gericht.
Nun wird der Fall, der sich ab
Dezember 1678 zutrug, wieder
aktuell – literarisch. Aufgearbeitet
wurde der Stoff anhand
der Prozessakten und zwar bereits
vor knapp 100 Jahren von
Hans Kiewning. „Von Rechts
wegen“ heißt sein 352 Seiten
umfassendes Buch. Es wurde
aber nun, zum 70. Todestag
Kiewnings im Juli, vom Naturwissenschaftlichen und Historischen
Verein für das Land
Lippe neu bearbeitet und frei
verfügbar ins Internet gestellt.
„Es zeigt ein wichtiges Stück
lippischer Geschichte“, erklären
die Vereinsmitglieder Wolfgang
Bechtel und Herbert Penke.
„Die Bedeutung des Buches
liegt darin, dass viele Lipper bei
der Familienforschung immer
wieder auf die Namen der beteiligten
Familien treffen“, ergänzt
Kurt Rohlfs. Doris Binczek
hat das Buch, das in der
heute schwer lesbaren Frakturschrift
gedruckt worden war,
abgeschrieben. Der in Königsberg
geborene Autor Hans Kiewning
hat über Jahrzehnte – von 1899 bis 1933 – als Archivrat
des Landesarchivs
lippische Geschichte ge- und
beschrieben: von der lippischen
Ritterschaft , der Fürstin Pauline
bis hin zur „Auswärtigen
Politik der Grafschaft Lippe“.
Im Jahr 1911 erschien sein Buch
„Von Rechts wegen.“
Nach dem frühen Tod ihres
Mannes bewirtschaftet die kinderlose
Witwe Anna Magdalena
Niedermeier in Brüntrup ihren
Hof. Das weckte offenbar
Begehrlichkeiten: Ihr Nachbar
Bernd Landsberger arbeitet zunächst
mit übler Nachrede und
Intrigen gegen sie. Mit Hilfe eines
kirchlichen Gerichts und
des Generalsuperintendenten
schafft es der aus der Nähe von
Petershagen stammende Bauer
tatsächlich, die Bäuerin mit seinem
Sohn Johan Bernd zwangsweise
zu verheiraten. Acht Jahre
lang kämpft Anna Magdalena
Niedermeier gegen diese Ehe,
wobei der Hof zwischenzeitlich
von ihrem Zwangsgemahl
heruntergewirtschaftet wird.
Vor lippischen Gerichten finden
die Bäuerin und ihr Anwalt
keine Zustimmung. Schließlich
schaff en sie es vor dem Reichskammergericht,
die Ehe annullieren
zu lassen.
„Von Rechts wegen“ kann im Internet
unter www.nhv-ahnenforschung.de
heruntergeladen geladen werden.
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