Ahnenforscher Horst Gnade entdeckt die Reise eines Lippers durch ganz Europa
Auf den Spuren der Familie Sonntag
LZ vom 22. Jan. 2011: Von Justin Blum
Historische Spur: Horst Gnade hat den alten Grabstein von Andreas und Charlotte Sonntag hinter der Kirche in Falkenhagen entdeckt. Der Stein ist trotz seines Alters von mehr als 100 Jahren in einem guten Zustand. | Foto: Blum
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Es ist eine Detektivarbeit: Ahnenforscher wie der gebürtige Rischenauer Horst Gnade stecken viel Zeit in Recherche. Und manchmal fördert sie so spannende Geschichten zutage wie die der Familie Sonntag. Lügde-Falkenhagen. Wenn Horst Gnade in seinen alten Unterlagen und Dokumenten forscht, machte er sich auf eine Reise in längst vergangene Zeiten. Dort hat er es mit Menschen zu tun, die meist schon sehr lange verstorben sind, aber trotzdem noch eine Menge zu erzählen haben.
Aus einem Wirrwarr von Zahlen und Daten versucht der Hobby-Ahnenforscher, mehr über die Lebensgeschichten dieser Menschen zu erfahren. Manchmal stößt er dabei auch auf abenteuerliche lippische Familiengeschichten – so wie bei Johann Heinrich Sonntag, Jahrgang 1789.
Durch Zufall stieß der 59-Jährige auf den ungewöhnlichen Nachnamen, als er den Stammbaum seiner Familie bearbeitete. „Ich bin gebürtiger Rischenauer und erinnere mich daran, dass es dort auch heute noch den Familien mit dem Namen Sonntag gibt“, erzählt Gnade. „Zuerst fand die Familie es schon komisch, dass ich mich für ihren Namen interessiere, aber dann haben sie mir doch noch verbliebenen Unterlagen zukommen lassen“, berichte der Familienvater weiter.
Schließlich gelang es dem Ahnenforscher, die Geschichte der Familie bis ins Jahr 1789 zurückzuverfolgen. Er fand sogar alte handschriftliche Aufzeichnungen von Johann Heinrich Sonntag, in den der am 19.11.1789 in Wüsten geborene Mann aus seinem Leben berichtet. Johann Heinrich Sonntag war Soldat und musste als Angehöriger des Lippischen Bataillons mit den Franzosen gegen Österreich ins Feld ziehen. Nach dem Friedenschluss von Schönbrunn am 14. Oktober 1809, begann für den späteren Rischenauer eine echte Odyssee durch halb Europa. Zunächst wurde sein Bataillon nach Spanien verlegt, wo man ihn 1810 gefangen nahm. 1811 kam er ins spanische Cádiz, wo er als Unteroffizier nun für England Dienst tat.
Nach seiner Verlegung nach Gibraltar, heiratete Sonntag Maria Josepha de Vega, Tochter eines spanischen Kapitäns, mit der er zwei Söhne hatte. Von ihnen kehrte aber nur Heinrich Andreas Sonntag mit den Eltern nach Deutschland zurück. Was mit dem Bruder geschah, ist unklar. 1817 machte sich die Familie auf die anstrengende Reise von Südspanien bis nach Wüsten, einem kleinen Ortsteil von Bad Salzuflen. „Eine erstaunliche Strecke, wenn man die damalige Zeit bedenkt, schließlich war das ein Weg von über 2500 Kilometer“ findet Horst Gnade.
1832 übernahm Johann Heinrich Sonntag schließlich eine Stelle beim Amt in Schwalenberg. Sein Sohn heiratet im Jahre 1838 Wilhelmine Karoline Sophie Charlotte Korf, mit der er drei gemeinsame Kinder bekam. Der Grabstein von Heinrich Andreas Sonntag und seiner Frau steht noch heute hinter der alten Kirche in Falkenhagen. „Ich konnte zuerst gar nicht glauben, in welchem guten Zustand sich der Stein befindet“, sagt Gnade. Mittlerweile interessieren sich auch die Nachkommen von Heinrich Andreas Sonntag für ihre Familiengeschichte. Der Stammbaum von Horst Gnade wächst indes stetig weiter – ein Ende ist nicht in Sicht.
Er hat bereits Verwandte in den USA, Australien und Holland gefunden, mit denen er Kontakt aufgenommen hat. „Bei einem Puzzle fängt man meistens mit dem Rand an und arbeitet sich in die Mitte vor. Bei der Ahnenforschung ist es eigentlich genau andersherum. Da fängt man irgendwo in der Mitte an und weiß nie wann man den Rand erreicht“, so der heute in Detmold lebende Ahnenforscher. Er will die Geschichte auch für spätere Generationen greifbar und lebendig halten.
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